Die Aktionen zählen zu den geheimsten Kapiteln der deutsch-deutschen Geschichte: Von 1963 bis 1989 kaufte die Bundesregierung über 33.000 politische Häftlinge aus Gefäng-nissen der DDR frei – Menschen, die meist wegen Fluchtversuchen, Fluchthilfe oder Wi-derstandshandlungen vom SED-Regime verfolgt und inhaftiert worden waren. Im Gegen-zug erhielt die DDR Warenlieferungen im Wert von über drei Milliarden DM.
In der Sonderausstellung stehen die Biografien von sechs Betroffenen im Vordergrund, unter ihnen mit Dietrich Gerloff einer der ersten acht Häftlinge, die freigekauft wurden. Im Jahr 1961 begleitete der 25-Jährige eine kirchliche Jugendgruppe aus Ost-Berlin bei einer Ostseefahrt. Weil die jungen Leute dem Kapitän aus Spaß einen Zettel zukommen ließen, auf dem sie um Weiterfahrt in Richtung der dänischen Insel Bornholm baten, wurde Dietrich Gerloff verhaftet. Acht Jahre Zuchthaus lautete das Urteil. 1963, nach über zwei Jahren Haft, wurde er freigekauft und zunächst in den Osten entlassen. Von seinem Freikauf erfuhr er erst nach dem Mauerfall 1989.
Die Geschichte von Dr. Renate Werwigk-Schneider zeigt, wie die Freikaufpraxis im Laufe der Jahre publik wurde. In einer absichtlich herbeigeführten Verhaftung mit anschließendem Freikauf sah sie ihre einzige Chance, in die Bundesrepublik zu gelangen. Auch Harry Seidel, der als Fluchthelfer verhaftet und in einem Schauprozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, erzählt in der Ausstellung von seinem Freikauf. Für ihn hatte sich Ludwig A. Rehlinger, damals Ministerialbeamter im Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen und mit dem Freikauf betraut, persönlich eingesetzt.
In der Sonderausstellung werden nicht nur die unmenschlichen Haftbedingungen und der Freikauf thematisiert, sondern auch die Ankunftsbedingungen im Westen und der Aufbruch in ein neues Leben. Ein wichtiger Teil der Ausstellung ist außerdem den politischen Akteuren gewidmet, wie Ludwig A. Rehlinger und den beiden Anwälten Wolfgang Vogel auf DDR-Seite und Jürgen Stange auf westdeutscher Seite. Erstmals werden Ausschnitte aus ihrer Korrespondenz als Tondokument eingesprochen zu hören sein.