26.02.2012 - 10.06.2012
Die Ausstellung wird sich thematisch mit Barlachs Arbeiten zur Sepulkralkultur in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts befassen. Dabei wird gezeigt, dass Barlach sich zunächst in seinem großen Grabmal für die Familie des Reeders Gustav Moeller um 1901/02 auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg noch an französischen Vorbildern orientierte. Im Jahr 1920/21 entstehen dann nahezu zeitgleich zwei große Grabmäler, die Barlach für die Familie Warburg in Hamburg und für die Familie Biesel in Stettin entwirft. Während er bei seinem Grabmal Warburg abstrakte Formen verwendet - ganz ungewöhnlich für Barlach -, greift er bei dem Auftrag für Stettin auf eine der großen Mythen der Menschheitsgeschichte zurück: Mutter Erde, die sowohl den Ursprung des Lebens als auch die Rückkehr in den Schoß der Erde symbolisiert. Dieses bedeutende Werk kann mit zwei Vorzeichnungen und drei plastischen Vormodellen ungewöhnlich deutlich in seiner Entwicklung dargestellt werden. Es bildet in der Ausstellung die zentrale Einheit, um die sich weitere Grabmäler Barlachs als Modelle und Entwurfszeichnungen gruppieren, u. a.: Grabmal Luise Barlach, 1921; Grabmal Erbprinz Reuß, 1930/31; Grabmal Pauly, 1933 und den Grabmalsentwurf für seinen Dichterfreund Theodor Däubler (1935), dessen Realisierung die Nationalsozialisten verboten.
Bei Barlachs Grabmalen wird deutlich, dass er seine bildhauerischen Formen und seine zeitlosen Menschengestalten auch für die Grabmalskultur einzusetzen weiß. Dabei berücksichtigt Barlach die damals modernen Strömungen bei den Gestaltungen von Friedhöfen und Grabanlagen, wobei gerade der Stettiner Friedhof als vorbildhaft galt.