Der Erste Weltkrieg schuf eine besondere Situation in Europa: Menschen aus aller Welt waren am Kriegsgeschehen beteiligt. Ethnologisches Inte-resse und die Faszination des Fremden brachte Wissenschaftler, Forscher und weitere Interessierte dazu, die zahlreichen Kriegsgefangenenlager auf dem Boden des Deutschen Reiches als Forschungsfeld zu nut-zen. Zwei außergewöhnliche Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums Europäischer Kulturen zeugen von diesen Tätigkeiten. Die 1915 vom Kultusministerium eingesetzte „Königlich Preußische Phonographische Kommission“ dokumentierte Sprache und Musik der Soldaten in deutschen Kriegsgefangenenlagern. Neben der Entstehung und Bedeutung der über 1.000 Musikaufnahmen auf Wachswalzen steht auch die heutige Auseinandersetzung mit dieser Sammlung im Rahmen eines laufenden DFG-Projekts im Fokus der Ausstellung.
In den Lagern Zossen und Wünsdorf bei Berlin wurden Kriegsge-fangene überwiegend muslimischen Glaubens interniert. Sie dienten in den Kolonialarmeen der Alliierten. Der Lagerkommandant und Amateurfotograf Otto Stiehl nahm den Lageralltag und viele Porträts auf.
Diese Bilder, sowie zeitgenössische Postkarten und Bildbände ergänzen die Tonaufnahmen und vermitteln deutlich, wie auch das Medium Foto-grafie für ideologische Zwecke propagandistisch genutzt wurde.