12.10.2007 - 30.03.2008
Gemeinsam mit dem Modemuseum Schloss Meyenburg bereitet das Filmmuseum Potsdam eine Personalausstellung vor, die dem Ufa-Star Jenny Jugo gewidmet ist. Im Mittelpunkt der Ausstellung werden historische Filmkostüme aus dem Nachlass der Schauspielerin stehen, die seit 2006 zu den Sammlungen des Filmmuseums gehören.
Der Star
Jenny Jugo gehörte – neben Zarah Leander und Paula Wessely – zu den bestbezahlten Schauspielerinnen der Ufa. Von 1924 an spielte sie in über 50 Filmen, bis auf wenige Ausnahmen Haupt- oder Titelrollen. Ihr Auftritt in der Sternheim-Adaption «Die Hose», 1927, offenbarte ihr komisches Talent, mit dem sie in den folgenden Jahren die Herzen des Publikums erobern konnte. Die Ufa hatte die zunächst eher unauffällige Schauspielerin 1925 an die Berliner Phoebus Film AG ausgeliehen. Zwei Jahre später, nach dem Kassenerfolg von «Die Hose», beeilte sich die Produktionsfirma, die kostbare «Leihgabe» zurückzuholen und fest an sich zu binden. Die Phoebus erhielt eine Abfindungssumme von 9.000 Reichsmark – und die Jugo geriet in die dankbare Position, nun ihrerseits Forderungen stellen zu können. Die Herren vom Ufa-Vorstand beschlossen in einer Sitzung am 28. Februar 1928, ihrem potentiellen Star die «kostenlose Überlassung der Garderoben, welche für die Zwecke der Filme, in denen sie mitwirkt, beschafft werden» zu genehmigen. Eine Entscheidung, die 80 Jahre später für das Potsdamer Filmmuseum bedeutungsvoll werden soll ...
Die Sammlung
Im Sommer 2006 konnte das Filmmuseum Potsdam einen ganz besonderen Nachlass erwerben: Rund vierzig Kostüme des Ufa-Filmstars Jenny Jugo und zahlreiche Dokumente waren aus dem oberbayerischen Bauernhof, wo sie die Zeiten überdauert und ihre Trägerin überlebt hatten, in die Sammlungsabteilung gekommen. Die Sammlung und ihr Erhaltungszustand waren beinahe sensationell, denn im Zweiten Weltkrieg waren fast alle wichtigen deutschen Filmkostümhäuser zerstört worden, so dass es nur ganz wenige Kostüme aus der Zeit vor 1945 gibt und das Jugo-Konvolut die einzig bislang bekannte erhaltene große Sammlung ist.
Die privaten Garderobenschränke Jenny Jugos hatten sich im Lauf ihrer Karriere mit einer stattlichen Sammlung von Filmkostümen gefüllt. Die «Garderobenbeschaffung» durch Ufa-Filme seit 1928 war Maßschneiderei für den Ufa-Star, vom schlichten Hauskleid bis zur mondänen Abendrobe. Samt und Seide, Tüll und Spitze – meist nach Entwürfen von Ufa-Kostümbildnern – waren aufwändig zu kostbaren Kleidern verarbeitet worden. Die Welt der Mode von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre: Kleider, Kostüme und Mäntel, dazu Hüte und Schuhe, Schmink- und Reiseutensilien sowie private Sport- und Hauskleidung. Zum Nachlass der Schauspielerin gehören außerdem auch hunderte Fotos, etliche Dokumente und einige Drehbücher.
Die Ausstellung an zwei Standorten
Um den historischen Kostümen gerecht zu werden, geht das Filmmuseum eine Kooperation mit dem Modemuseum Schloss Meyenburg ein, das auf Modegeschichte spezialisiert ist. So werden die Kleider sachgemäß präsentiert.
Bereits in der Konzept-Phase des Projektes arbeiten das Modemuseum Schloss Meyenburg und das Filmmuseum Potsdam zusammen. Die film- und kulturhistorischen Bezüge erforschen die Potsdamer Kuratoren und Archivare; im Hinblick auf die Modegeschichte und kostümrestauratorische Fragen bis hin zur gekonnten Drapierung der Kostüme auf Kleiderpuppen an beiden Ausstellungsstationen ist die Fachkompetenz aus Meyenburg gefragt. Ziel der Ausstellung ist eine Reise durch die Film- und Modegeschichte von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre im zeitgeschichtlichen Kontext.