Anlässlich des Gastland-Auftritts von Neuseeland zur Frankfurter Buchmesse 2012 präsentiert der Frankfurter Kunstverein die Gruppenausstellung „Contact. Artists from Aotearoa/New Zealand “. Dies ist die erste umfassende Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus Neuseeland in Deutschland seit mehr als zehn Jahren. Unter dem Titel „Contact" vereinigt sie malerische, fotografische, filmische und installative Werke von ca. 20 neuseeländischen Künstlern. Titelgebend ist eine gleichnamige Performance aus dem Jahr 1974 von Jim Allen, einem der wichtigsten Vertreter der Konzeptkunst Neuseelands. Diese 2011 reinszenierte, dreiteilige Performance konzentrierte sich auf die Grundbedingungen menschlichen Handelns anhand der Wechselwirkungen von Körpern, Raum und Material. Sie kreiste um ein weit gefasstes Konzept von „Kontakt“ als einer mentalen, physischen und sozialen Wechselbeziehung. Allens Arbeit entstand zu einer Zeit, in der Künstler verschiedene Wege der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihrem kulturellen Kontext suchten. Vor diesem Hintergrund wird „Contact“ zum Ausgangspunkt der Präsentation im Frankfurter Kunstverein und steht stellvertretend für 40 Jahre künstlerische Produktion in Aotearoa („Land der großen weißen Wolke“, der Bezeichnung Neuseelands in Te Reo, der Sprache der Māori).
Der Begriff „Contact“ verweist zudem auf das Beziehungsgeflecht zwischen den beiden dominanten Ethnien im bikulturellen Aotearoa/Neuseeland: der indigenen Bevölkerung der Māori und den weißen Siedlern, „Pakeha“. So behandeln beispielsweise die Videoarbeiten von Lisa Reihana Themen kultureller Unterdrückung, die Suche nach kultureller Identität und den Kampf um Selbstbestimmung. Neue Technologien und alte Mythen greifen in den Arbeiten von Rachael Rakena ineinander, während Francis Upritchard mit nachempfundenen historischen Objekten neue hybride Formen entstehen lässt. Probleme einer vielschichtigen multikulturellen Gesellschaft im Zuge des Immigranten-Zustroms von den polynesischen Inseln sowie Lebensschicksale im Exil spiegeln sich in den Fotografien von Edith Amituanai. „Contact" zeigt nicht nur künstlerische Auseinandersetzungen mit soziokulturellen Konflikten im heutigen Aotearoa/Neuseeland, sondern präsentiert auch poetische Zugänge zum Thema, wie beispielsweise in den Arbeiten von Dane Mitchell, oder den ortspezifischen Installationen von John Ward-Knox. Konzeptionell erweitert wird der Ausstellungstitel auf die künstlerischen Methoden und Prozesse von Maler/innen wie Judy Millar, die neben Francis Upritchard Neuseeland auf der Biennale von Venedig 2009 vertreten hat, oder Simon Ingram, der in seinen „Automata Paintings“ regelhafte Prozesse ohne subjektive Intervention zum Ansatz bringt.
„Contact“ entwirft ein vielschichtiges Bild der Kunstproduktion der letzten vierzig Jahre in Aoteaora/Neuseeland. Vertreten wird dabei keine programmatische These, in der die Werke zu Illustrationen gerinnen. Stattdessen geht es um einen multiperspektivischen Blick auf eine überaus aktive und heterogene künstlerische Szene im Kontext zeitgenössischer Diskurse.