Digitale Porträts und Selbstporträts sind heute allgegenwärtig – im Handy, im Skypegespräch, an der Supermarktkasse oder am U-Bahngleis – bewegte Bilder von sich selbst werden nicht nur eigenhändig tausendfach produziert und versendet, sie scheinen uns regelrecht zu verfolgen. Aber was bedeutet das eigene Abbild noch, wenn es ständig hergestellt wird und jederzeit zur Verfügung steht? Welchen Status hat das Bild einer Person und welche Identifizierungen können seine Betrachter noch wagen, wenn jedes Bild und jedes Selbstbild einerseits stets verfügbar ist und andererseits seine eigene technische Relativierung und Bezweifelung immer schon bereit hält? In der gegenwärtigen Videokunst ist dies zu einem virulenten Thema geworden. Zahlreiche Künstler beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit Fragen nach der visuellen Konstituierung eines Subjekts: Wie manifestieren sich Identitäten in Abbildern, was ist ein Sprechender, was ein Sich-Abbildender, wodurch entsteht ein Gegenüber und kann ich in einer Spiegelung mich selbst sehen?
Im Rahmen der „B3 Biennale des bewegten Bildes 2013“ präsentiert der Frankfurter Kunstverein die Gruppenausstellung „Per Speculum Me Video“. Ihr Titel behauptet auf lateinisch, dass ein Ich sich mit dem Spiegel sehen könnte – und wirkt durch seine Diktion wie ein in Vergessenheit geratener Zauberspruch.