19.08.2011 - 16.10.2011
Anlässlich des Gastland-Auftritts von Island zur Frankfurter Buchmesse 2011 präsentiert der Frankfurter Kunstverein die erste große Einzelausstellung des isländischen Künstlers Ragnar Kjartansson (geb. 1976) in Deutschland.
Zeitgenössische Kunst aus Island zeichnet sich oft durch intermediale und interdisziplinäre Ansätze aus: Viele Künstler arbeiten zugleich mit bewegten Videobildern und fotografischen Standbildern, mit Sound und elektronischer Ambient Music, mit Performances und situativen Handlungen, die dann in räumliche oder objekthafte Arrangements münden. Auch Ragnar Kjartansson setzt in seinen Werken sowohl Elemente der bildenden Kunst, der Musik als auch des Theaters ein. Es entstehen Happenings, Installationen, Zeichnungen, Fotografien und Videos. Seine Werke changieren zwischen regionalen Volkserzählungen und popkulturellen Versatzstücken und entwerfen betörende und zugleich beklemmende Blicke auf Geschichte und Gegenwart.
Ragnar Kjartansson beschreibt sich selbst als unheilbaren Romantiker, dessen vielseitige künstlerische Praxis in der Tradition der existentiellen Handlungsperformance gründet. Reduziert auf den vermuteten Kern einer existentiellen Äußerung, geht es daher in vielen seiner Werke darum, literarische, musikalische oder gestische Momente der Ergriffenheit und der reinen Expression bis zur Erschöpfung aufzuführen und auszuhalten. Oft sind es gesungene spirituelle Übungen, mit denen er sich - und sein Publikum - in einem ambivalenten Zustand aus Glück und Trauer, Schönheit und Horror, Humor und Drama, Bedeutung und Unterhaltung versetzt.
Der Einsatz von Wiederholungen und Zeitschleifen und das damit verbundene Thema der Dauer und des Durchhaltens, stehen im Zentrum seiner Arbeiten und treiben ihn und sein Publikum an physische und psychische Grenzen. Als Rahmen dafür inszeniert oder zitiert Kjartansson oft stereotype Räume oder Projektionsflächen, in denen der große Auftritt, der historische Augenblick oder der schicksalhafte Moment stattfinden könnte. So sah man den Künstler schon als Ritter, als Dandy, Rockstar oder Revolutionär, sogar als Inkarnation des Todes und selbstverständlich - wie etwa bei seiner monatelangen Dauerperformance zur Venedig Biennale 2009 im isländischen Pavillon - auch als Künstlergenie, welches auf der Suche nach dem ultimativen Bild gefangen ist. Ragnar Kjartansson entwirft Zeitschleifen endloser Tragikomik, die auf ihre Erlösung zu warten scheinen. Die Zeit steht dort zwar nicht still, kommt aber auch nicht aus der Wiederholung heraus.