Sechs Künstlerinnen präsentieren vo m 10. Mai bis 14. Juni 2015 im Bonner Frauenmuseum ihre Arbeiten zum Thema „Trümmerfrauen" der Öffentlichkeit . Die Ausstellung reiht sich nahtlos ein in den aktuellen Diskurs über das Phänomen der Trümmerfrau: Gab es sie in diesem Ausmaß wirklich oder sind Trümmerfrauen im Nachhinein hochstilisiert worden? Die Autorin Leonie Treber hat mit ihrem Buch "Mythos Trümmerfrauen" das altgediente Bild von Frauenhänden, die maßgeblich am Wiederaufbau Deutschlands beteiligt waren, ins Wanken gebracht. Es stellt sich in der aktuellen Diskussion die Frage, warum auf der einen Seite so hartnäckig an dem Bild der heroischen Trümmerfrau festgehalten wird, und auf der anderen Seite so unbedingt daran gerüttelt werden muss. Offenbar geht es auf beiden Seiten um mehr: Nämlich um die Rolle der Frau in unseren gesellschaftlichen Bezügen, um den Stand der Emanzipation, um Rollenzuweisung oder selbst gewählte Rolle, um die reproduzierende Kraft, als Mutter und Hausfrau und um ihre Karrierechancen, wie die aktuelle Quotendiskussion und der Vorstoß der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig zeigt.
Welchen Stellenwert hat Kunst in dieser gesellschaftspolitischen Debatte? Die sechs Künstlerinnen bearbeiteten dieses „Trümmerfeld“, das als Parallelausstellung im Rahmen von „Frauen in Krieg und Frieden 15 – 45 – 15 " im Frauenmuseum zu sehen ist, im Kollektiv, aber jeweils auf sehr individuelle Weise. Dabei behalten sie die Historie im Kopf, sehen aber den Trümmerfrauenaspekt als epochenübergreifende Frage. So lässt Helga Vissers aus Findlingen Findelkinder werden. Uta Krüger-Naumann bringt Schokoladenpanzer am geöffneten Schlitz einer Kittelschürze zum Schmelzen. Francis Mesenhöller parodiert die "weiße Weste" mit der ätzenden Wirkung eines altbekannten Waschmittels. Andrea Terfort vollzieht eine Geschlechtsumwandlung auf Bauarbeiterschildern. Annedore Richter näht die aus getrennte Figur eines herrschaftlichen Militärs aus einem Ölgemälde wieder notdürftig ein. Andrea Gawaz lässt in ihrem Gemälde eine Frauenfigur, bedroht von ins Bild hereinragenden dunklen Säcken, in ein Nichts weißen Lichts eindringen.
Keines der Kunstwerke arbeitet mit plakativen Aussagen oder heroisiert die Trümmerfrau. Die zumeist als Installationen oder Objektkunst präsentierten Arbeiten stellen uns eher Fragen als dass sie Behauptungen aufstellen. Sie eröffnen durch ihre spezielle Materialkombinationen und inhaltlichen Bezüge ungeahnte oder bisher unbekannte Aspekte, die Frau, Mutter, Kind, Trümmer, Krieg, Gewalt, Restauration, Emanzipation, Erfüllung, Ausbeutung, Glück und Trauer miteinander in Beziehung bringen. Jede der Künstlerinnen ist sich der Aufgabe der Kunst in unserer heutigen Kultur bewusst, nämlich über den sprachlich-inhaltlichen Horizont der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung hinaus zu wirken, durch ihre Werke Möglichkeiten von Wirklichkeit zu erzeugen, die uns als BetrachterInnen von unserem sogenannten wahrheitsgetreuen Bild oder unserer festgefahrenen Sichtweise zu befreien vermögen. Letztlich sind Bilder stärker als Worte, das beweisen die sechs Künstlerinnen in ihrer Ausstellung "Aus der Spur" .