09.01.2011 - 06.02.2011
Zur Eröffnung am Samstag, den 8. Januar 2011 wird Das Original Oberkreuzberger Nasenflötenorchester: Der Grindchor zum Tanz aufspielen. Auf einige Überraschungen muss man sich gefaßt machen, denn bei dieser Darbietung gibt es eine etwas andere Kunstauffassung zu entdecken, als sie das Gros der fast ausschließlich am Markt orientierten Kollegen teilt. Das Motto der Schau "Kein Geld verdienen kann ich auch alleine." ist ein Zitat von und Hommage an den engen Freund Theuerkaufs, den viel zu früh verstorbenen Blalla W. Hallmann
(1941 – 1997). Klaus Theuerkauf war eine zentrale Figur bei der Gründung der Gruppe endart 1980, die ihre große Zeit in der Kreuzberger Oranienstraße hatte. Erstmals wurde 1988 per Traueranzeige im Tagespiegel ihr Tod bekannt gegeben und sie verabschiedete sich aus dem Kunstbetrieb dann nochmals 1994 mit einer grandiosen Retrospektive im Kunstraum Kreuzberg. Klaus Theuerkauf machte dort weiter, wo endart aufgehört hatte und setzte seine Kunst mit allen ihm genehmen Mitteln fort. Zu seinem schier unüberschaubaren Werk zählen objets trouvés, die er mit kleinen Interventionen umarbeitet oder radikal verändert, Pornocollagen, Zeichnungen und Druckgrafiken ebenso wie das zentrale Medium: die Malerei. Täglich, fast stündlich malt, zeichnet und skizziert er überall wo er sich aufhält in seine Skizzenbücher unterschiedliche Formate. In der Schau werden Gemälde, Skulpturen, Assemblagen, Zeichnungen, Collagen, Druckgraphik, T-Shirts der letzten 31 Jahren gezeigt.
Da Theuerkaufs Vita untrennbar mit der endarts verknüpft ist, wird eine Etage ausschließlich mit Gemeinschaftsarbeiten vor allem mit Peter Meseck, Gerd Lüer und Ralph Arens, sowie Antje Fels, Charles Kahne, Funny van Dannen, als auch Künstlern außerhalb der Gruppe wie etwa Charly Banana, Andrej Woron und Blalla W. Hallmann bestückt.
Neben der umfangreichen eigenen Kunstproduktion ist Theuerkauf ein exzellenter Kenner der Kunstgeschichte und hat Ausstellungen wichtiger,aber vergessener oder links liegen gelassener Positionen in der Kunst wie Blalla W. Hallmann, NO!art, Pierre Molinier und Unica Zürn angeregt und mitorganisiert.
Neben der Bildenden Kunst gehört seine große Liebe der Musik. Vor ca. 18 Jahren gründete er mit Axel Grumbach, musikalischer Kopf der Trash-Noise Formation Trickbeat und Herausgeber des Fanzines SUPER!Bierfront das Original Oberkreuzberger Nasenflötenorchester: Der Grindchor, das seit dieser Zeit mit großer Kunstfertigkeit alle möglichen Klassiker der Popkultur, wie auch des Jazz, ja aller Musikgenres covert, verfremdet und auch durch den Kakao zieht. Auch hier werden vergessene Perlen der Musikgeschichte wiederentdeckt und neu arrangiert. Die Konzerte sind mittlerweile Kult und ein Teil des Repertoires ist
auf diversen CDs erhältlich. Mit dabei oder assoziiert sind Harry Rowohlt, Thomas Kapielski, Brezel Göring, Frieder Butzmann, Chilly Gonzalez um nur einige der vielen involvierten Kulturproduzenten aus Literatur, Film
und Fernsehen zu erwähnen. Klaus Theuerkauf ist seit dreißig Jahren aus der Oranienstraße nicht wegzudenken. Mit seinem wachen Sinn für Veränderungen hat er das alte, unverwechselbare Kreuzberg in Texten und Bildern festgehalten und die permanente Gentrifizierung mit großem Argwohn verfolgt. Demnächst soll im Martin Schmitz Verlag sein erstes Buch mit Zeichnungen und autobiographischen Texten erscheinen.
Man darf gespannt sein.