Die Gemäldegalerie nimmt eine Gruppe von bisher kaum gezeigten Gemälden von Vater und Sohn Jacopo und Giovanni Bellini, aus dessen Werkstatt und Nachfolge im Rahmen einer Studioausstellung in den Fokus. Wir heben Schätze, die zum Teil seit dem zweiten Weltkrieg im Depot lagerten und präsentieren sie nun mit Untersuchungs- und Restaurierungsergebnissen.
Fragmentarisches und Rekonstruktion
Restaurierung und Forschung sind untrennbar miteinander verbunden. Das Wissen um Materialien, Technik und Aufbau, um Objektgeschichte und Veränderungen ist die Basis, auf der erst ein Restaurierungskonzept entwickelt und Interpretationen folgen können. Wir zeigen Werke, die unterschiedliche Veränderungen erfahren haben: sie sind teilweise Fragmente eines größeren Altarwerks oder einer Raumausstattung, teilweise beschädigt und an der Oberfläche reduziert, sie wurden bearbeitet und durch Licht, Klima und andere Einflüsse im Laufe der Zeit in ihrem farbigen und plastischen Erscheinungsbild verändert. Die Fragen, wie das Fragmentarische dem Besucher vermittelt werden kann und wie viel Rekonstruktion erforderlich und vertretbar ist, um ein Werk lesbar zu machen, müssen bei jeder Restaurierung neu verhandelt werden.
Bei keinem der ausgestellten Gemälde hat sich ein Zustand erhalten, wie er sich beim Verlassen der Künstlerwerkstatt vor mehr als 500 Jahren darstellte. Durch strahlendiagnostische Untersuchungsverfahren (Röntgen, Infrarotreflektografie) und andere Materialanalysen sowie stereomikroskopische Untersuchungen ist es uns heute möglich, den Prozess der Bildentstehung (auf dem Bildträger noch vor der Fertigstellung) großenteils aufzudecken und den Malern auf die Schliche ihrer durchaus effektiven Bildproduktion zu kommen. Analysiert man die Bildschichten zusammen mit Archivalien, so tun sich mitunter erstaunliche Objektgeschichten auf.