05.11.2006 - 28.01.2007
Gustav Seitz, der lange Jahre in Berlin und Hamburg wirkte, war eine prägende Gestalt der Nachkriegskunst in Deutschland. Aus Anlass seines 100. Geburtstages zeigt das Georg-Kolbe-Museum – nach Hamburg, Güstrow und Lübeck – eine Retrospektive mit ca. 50 seiner wichtigsten Plastiken und 60 Zeichnungen. Mit der Ausstellung soll auch eine Neubewertung der gegenständlichen Bildhauerei der 50er und 60er Jahre angeregt werden, die noch vor fast 40 Jahren – als Seitz 1968 Deutschland auf der Biennale in Venedig vertrat – heftigste Diskussionen auslöste und über Wochen die deutschen Feuilletons beherrschte. Seitz suchte lebenslang nach der idealen Form. Dazu nahm er sich immer wieder ein Motiv vor: die menschliche Gestalt, weibliche und männliche Akte, aber auch Köpfe und Portraits. Er selbst hat einmal gesagt: „Für mich bleibt bei aller Technisierung unserer Umgebung und bei aller Bejahung der technischen Entwicklung die Liebe zum Gegenstand und die Liebe zum Formen Ausgangspunkt und Triebfeder allen Schaffens.“ Seine Darstellungen sind nicht nur Dokumente einer intensiven Formsuche, sondern ebenso ein tiefes Bekenntnis zum Menschen und zur Menschlichkeit. SeitzÂ’ Werk spielt sich zwischen zwei Polen der menschlichen Existenz ab: Freude, Schönheit, Liebe auf der einen, Zerstörung, Aggression, Schmerz auf der anderen Seite – plastisch umgesetzt in Form und Deformation. Versinnbildlicht werden diese Gegensätze etwa in seinen monumentalen Außenplastiken „Danae“ von 1968 und dem „Geschlagenen Catcher“ von 1966.