Fällt der Name Henry van de Velde (1863-1957), hat jeder von uns auf Anhieb diverse Objekte vor Augen, hat sein ganz eigenes Bild von dem Jugendstil-Künstler. Dies mag daran liegen, dass das Werk Henry van de Veldes nicht nur ungemein umfangreich, sondern auch überaus vielfältig ist. Malerei und Zeichnung standen am Anfang seines Schaffens, doch folgten schon bald erste typografische Arbeiten sowie Werke der Architektur und Innenausstattung. Zu letzteren zählen Möbel, Lampen, Tapeten, Teppiche und Bodenfliesen. Aber auch Geschirr, Besteck, Tafelgerät, Leuchter, Schmuck, Stoffe, Kleider und vieler, vieler weiterer Gegenstände des täglichen Lebens nahm er sich an. Parallel zu diesen Dingen widmete sich Henry van de Velde während seines mehr als fünfzigjährigen Schaffens der Theorie, indem er sich als Autor und Lehrer der Vermittlung seines »neuen« Stils und dessen Voraussetzungen verschrieb. So veröffentlichte er bereits in den frühen 1890er Jahren erste theoretische Abhandlungen; zahlreiche Essays zur und über die zeitgenössische Kunst sollten folgen.
Auch als Lehrender war sein Einfluss groß: ab 1892 in Vorlesungen an der Kunsthochschule Antwerpen, in öffentlichen Vorträgen, als Dozent am Kunstgewerblichen Seminar und an der Kunstgewerbeschule in Weimar und schließlich als Professor für Architektur in Gent und Brüssel. Einzelne Objekte aus dem reichhaltigen Œuvre van de Veldes befinden sich in den Sammlungen des Germanischen Nationalmuseums. Den Geburtstag des Künstlers, der sich am 3. April 2013 zum 150sten Mal jährt, nehmen wir zum Anlass, sie nach langer Zeit wieder einmal aus den Depots zu holen und unseren Besuchern im Rahmen einer Sonderausstellung zu zeigen.