Georg Renger wurde 1889 in Meißen geboren und verbrachte seine Kindheit in Dresden. Da sein Vater Modelleur war, stellte er sich wohl eine ähnliche berufliche Laufbahn für seinen Sohn vor. So erhielt Renger von 1906 bis 1909 eine Ausbildung zum Modelleur an der Kunstgewerbeschule Dresden. Diese stand zu diesem Zeitpunkt unter der Leitung von William Lossow, der die Ideen des Deutschen Werkbundes vertrat. Das Ziel bestand darin, Architektur, Kunst und Handwerk in einen harmonischen Einklang zu bringen und geschmacksbildend auf die Industrie zu wirken. Zur Ausbildung Rengers gehörte nicht nur der Studiengang Modellieren, sondern auch Zeichnen, Malen und Architekturkunde.
In der Stadt Ilmenau trat Georg Renger bisher vor allem als Zeichner mit dem Kohlestift in Erscheinung, der in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts die Erinnerungsstätten der Goethestadt wie „Kickelhahnturm“, „Schwalbenstein“, „Amtshaus“, „Goethehäuschen“ oder „Jagdhaus Gabelbach“ mit Liebe zum Detail wiedergab.
Die Exposition des GoetheStadtMuseums Ilmenau zeigt erstmals auch frühe Pastelle der böhmischen Heimat seiner Eltern, einige Ölbilder und Keramikarbeiten des Künstlers. Letztere schuf er während seiner Tätigkeit in der Majolika- Manufaktur Karlsruhe.
Mit der Stadt Ilmenau kam Renger erstmals zwischen 1909 und 1912 in Berührung. Er arbeitete als Volontär für die Porzellanmanufaktur Metzler & Ortloff und begeisterte sich von Anbeginn für die Thüringer Landschaft, die ihm Anregungen zum Wandern und Zeichnen bot. Im Jahr 1925 entschied er sich gemeinsam mit seiner Frau, vom entlegenen Meiningen in Vorarlberg (Österreich) endgültig nach Ilmenau zu ziehen. Täglich wanderte er von Ilmenau nach Manebach, um in der dortigen Maskenfabrik Heintz & Kühn Modelle für hochwertige Faschingsartikel wie Masken von Marlene Dietrich und anderen Schauspielern der Zeit anzufertigen.
Die Hobbyfotografin Evi Schwappach-Bieber, geboren 1962 in Homburg, kam 1993 nach Thüringen. Seit einiger Zeit durchstreift sie Ilmenau mit dem Fotoapparat und dokumentiert das heutige Gesicht der Stadt. Ihr Augenmerk gilt den kleinen Details, die im Getümmel des Alltags meist untergehen. Einige Motive, die Georg Renger vor mehr als 60 Jahren mit Kohlstift festhielt, tauchen auch in ihren Fotografien wieder auf.
Parallel zur Ausstellung im GoetheStadtMuseum Ilmenau zeigt die Sparkasse Arnstadt-Ilmenau in ihrer Ilmenauer Hauptfiliale unter dem Titel „Streifzüge durchs Thüringer Land“ vom 27.03. bis 15.05.2015 weitere Werke des Ilmenauer Künstlers Georg Renger. Hier werden vor allem zahlreiche Kohlezeichnungen Rengers zu sehen sein, die die Thüringer Landschaft mit ihrer facettenreichen Natur, aber auch ihre Dörfer mit beeindruckenden Kirchen liebevoll wiederspiegeln.