01.06.2008 - 31.08.2008
Günter Grass engagiert sich wie kein zweiter deutscher Schriftsteller für die Belange und Rech-
te von Minderheiten, für soziale Gerechtigkeit und Demokratie.
Seine Einwürfe und Mahnungen finden weitüber die deutschen Grenzen hinweg Beachtung. Fragt man nach der Wurzel seines intensiven bürgerschaftlichen Engagements, fällt unwillkürlich
der Name eines großen Lübeckers: Willy Brandt.
Nachdem Bundeskanzler Konrad Adenauer während des Bundestagswahlkampfes im Jahre 1961 seinen Herausforderer aufgrund dessen unehelicher Geburt abwertend mit »Brandt alias Frahm« bezeichnete, sah es Günter Grass als seine »Bürgerpflicht, laut und deutlich für den Verleumdeten einzutreten. Ich schraubte das Tintenfaß zu, verließ mein Stehpult, ergriff Partei.«
Der bis zu diesem Zeitpunkt auf politischem Gebiet eher zurückhaltende Künstler Grass entwickelte in der Folgezeit einen für deutsche Schriftsteller ungewöhnlich hohen persönlichen Einsatz für Willy Brandt und die »ES-PE-DE«. Er tourte in einem VW-Bus quer durch die Bundesrepublik und hielt selbst in entlegenen Regionen Wahlkampfreden. Seinem Engagement sind zahlreiche prominent besetzte sozialdemokratische Wählerinitiativen zu verdanken. Darüber hinaus entwarf Grass Reden für Willy Brandt und gestaltete eigene Plakate.
Neben Grass' unmittelbarem politischen Engagement widmet sich die Sonderausstellung der politischen Sozialisation von Günter Grass und dessen politischer Weltsicht, die von Willy Brandt
beeinflusst wurde. Außerdem werden Zeitzeugeninterviews mit Klaus Staeck, Arnulf Baring, Friedhelm Drautzburg und Hartmut von Hentig zu sehen sein.