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Ägyptisches Museum und Papyrussammlung im Neuen Museum


Bodestr. 1-3
10178 Berlin
Tel.: 030 266 424 242
Homepage

Öffnungszeiten:

tägl 10.00-18.00 Uhr
Do bis 20 Uhr

Ägyptens Aufbruch in die Geschichte

18.06.2015 - 16.11.2015

Das frühe Ägypten stellt in der Wissenschaft und Kulturgeschichte eine der wichtigsten und spannendsten Epochen überhaupt dar. In dieser nahezu 500.000 Jahre währenden Geschichte fanden die bahnbrechendsten Veränderungen im Niltal statt: Beispielsweise der Wandel von der nomadisierenden zur sesshaften Lebensweise, welche schließlich um 3.100 v. Chr. in der Bildung eines der ersten Einheitsstaaten der Weltgeschichte gipfelt.
Mit der Sonderausstellung „Ägyptens Aufbruch in die Geschichte" gewährt das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung einen umfassenden Überblick über das Kulturschaffen der Menschen im frühen Ägypten. Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine Ausstellung mit ca. 240 ausgewählten Meisterwerken aus der Zeit von ca. 500.000 bis 2700 vor Christi. Der größte Teil der in der Sonderausstellung präsentierten Objekte wurde in den letzten Jahren wissenschaftlich und restauratorisch bearbeitet und wird in dieser Form erstmals einem breiten Publikum gezeigt.
Im Fokus der Ausstellung steht die handwerklich-technologische Entwicklung im frühen Ägypten, die sich nicht nur mit der Beherrschung einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Materialien wie Stein, Knochen, Elfenbein und Ton sowie Metall beschäftigt. Geschildert wird ebenfalls das Herausbilden eines Kunststils und einer Laut-Bilder-Schrift, die maßgeblich die Kulturentwicklung der nachfolgenden Epoche des Alten Reiches befördert haben.
Der Bogen der Ausstellung spannt sich vom ersten Nachweis menschlicher Existenz im Niltal in Form von Steinwerkzeugen wie Faustkeilen über die kontinuierliche Besiedlung Ägyptens bis hin zum Einheitsstaat. Dieser Prozess ist zugleich verbunden mit technischen Innovationen, die in Kompositwerkzeugen wie beispielsweise Pfeil und Bogen oder Sicheln, Ton- und Steingefäßen sowie Metallgeräten ihren Ausdruck finden. Die formvollendet gearbeiteten Steingefäße, die fein dekorierte Keramik sowie die durch ihre vielfältigen Formen beeindruckend zarten Elfenbein-objekte zeugen vom ausgezeichneten technologischen Know-How der frühägyptischen Spezialhandwerker im 4. und 3. Jt. v. Chr. Neben den Werkzeugen bilden sich in dieser Zeit Statussymbole heraus, die von einer verstärkten Hierarchisierung der Gesellschaft zeugen. Prunkobjekte wie Messergriffe oder Schminkpaletten weisen in Hochrelief ausgeführte szenische Dekoration auf. Das Bildprogramm, vorwiegend bestehend aus Prozessionen von Tier- und Fabelwesen, verweist auf Kontakte zu den Nachbarregionen des Niltals und stellt sehr wahrscheinlich den ersten Schritt in Richtung Kunstkanon und Schriftentwicklung dar.
Das Ägyptische Museum und Papyrussammlung besitzt für diese Epoche eine in ihrer Vielfalt weltweit einzigartige Sammlung frühägyptischer Artefakte, die auch forschungsgeschichtlich einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der ägyptischen Archäologie als Fachdisziplin geleistet hat. Die Objekte stammen zu einem großen Teil aus privaten Schenkungen namhafter Forscher und Mäzene wie W. M. F. Petrie, M. Kennard, C. Reinhard, G. Schweinfurth und J. Simon. Des Weiteren ist die von der Deutschen Orient-Gesellschaft finanzierte Grabung in der frühägyptischen Nekropole von Abusir el-Meleq (1905–1906) zu nennen. Durch diese Verbindung erhielt das Berliner Museum viele, weitgehend sogar vollständige Grabkontexte.

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