Martin Schepers und Philip Topolovac sind Entdeckungsreisende – in ihren Arbeiten suchen sie nach dem Verborgenen und Unbekannten innerhalb und außerhalb einer scheinbar restlos transparenten Welt. Aufklärung, Satellitenüberwachung und Quantenmechanik halten sie nicht davon ab die Abgründe und Weiten zu erkunden, die sich hinter der Oberfläche der erforschten Realität auftun. In ihren Arbeiten loten sie die Konstrukte aus, mit denen sich der moderne Mensch umgeben hat, um das Metaphysische zu vergessen. Insofern sind die beiden Künstler Romantiker im besten Sinne – mit Ihren Werken stehen sie in einer modernen Tradition, die subjektive Verklärung im spezifischen Objekt sucht und bei genauerer Betrachtung die Grenzen zur objektiven Realität auflöst und als Spekulation entlarvt. In ihrem ersten gemeinsamen Ausstellungsprojekt, kuratiert von Mark Gisbourne, wollen sie ihre Arbeiten miteinander konfrontieren, Verbindungen und Unterschiede untersuchen und die Kernthemen ihrer Arbeitsweisen zu einem größeren Ganzen verdichten.
Der englische Ausstellungstitel „Out of this world“ verweist dabei auf zwei verschiedene Ansatzpunkte. Einerseits das „von dieser Welt Sein“, also die Beschäftigung mit den uns unmittelbar umgebenden Realitäten. Andererseits die Untersuchung des Entfernten, Unbekannten, im Wortsinne Sublimen, welches nicht von dieser Welt zu stammen scheint. Beide Aspekte finden sich in den Herangehensweisen und Untersuchungen der Künstler wieder:
Martin Schepers widmet sich in seinen letzten Projekten dem Themenkomplex der industriellen Nutzung und Erkundung unserer Welt. Dabei überträgt er die wirtschaftlichen Kontexte von Kraftwerken, Tagebauen oder Containerschiffen in Zeichnungen und Installationen auf eine metaphysische Abstraktionsebene. Indem er deren Strukturelemente nachahmt und dekonstruiert, kehrt er die darin enthaltenen Bedingungen einer poetischen Weltbetrachtung hervor. Er findet das potentiell Sublime in der Deklination eines Schiffsrumpfes oder den Schichtungen eines Kohleabbaugebietes.
Landschaft, Archäologie und Technologie sind Themen, die Philip Topolovac in seinen aktuellen Arbeiten verfolgt. Seien es temporäre Gebirge im öffentlichen Raum, Fundstücke aus dem zweiten Weltkrieg, die er auf Baustellen im Berliner Stadtzentrum sucht oder technische Schreckgebilde, die er in Form von Installationen hinter Wänden und Decken vom Betrachter finden lässt – das Ausgraben und Aufbrechen der gewohnten Umgebungs- und Erfahrungsräume sind zentrale Bestandteile seiner Arbeit. In Skulpturen und Installationen hinterfragt er Kategorien von Wahrnehmung und Interpretation. Die als Schrott entsorgten Kriegsfundstücke verklärt er so zu wertvollen Artefakten; die Abformung einer Bodenpartie wird zur Reflexion über Identität und Landschaft.
Das nun von Mark Gisbourne zusammen mit den Künstlern entwickelte Ausstellungskonzept handelt von der Polarität des Definierten und Undefinierten – des eindeutig Bestimmten und Offenen, Abstrakten. Auf der einen Seite steht das Vermessen, die physische und zeitliche Bestimmung der fassbaren Welt. Auf der anderen Seite steht die Distanz, Fragmente aus Raum und Zeit, von denen nicht klar ist, ob sie aus der Zukunft, der Vergangenheit stammen. Zwei scheinbar völlig unterschiedliche Orte wie eine Baustelle in Berlin und die Weite des Alls haben darin ihre Verbindung, dass an diesen Orten noch alles möglich ist, weil eine konkrete Festschreibung fehlt.