25.04.2008 - 17.08.2008
Mit „Mark und Metropole“ macht erstmals eine Ausstellung die Beziehungen zwischen Berlin und Brandenburg seit der Reichsgründung zum Thema. In dieser Zeit endete die Jahrhunderte lange klare Trennung zwischen Stadt und Land. Fortan war die Entwicklung beider Seiten immer enger miteinander verflochten.
Im Zuge seines rasanten Wachstums verlor Berlin in der Mitte des 19. Jahrhunderts sein „märkisches“ Bewusstsein und geriet in eine Identitätskrise. Eine willkommene Kompensation dazu fanden aber bürgerliche Kreise in der wissenschaftlichen, musealen und touristischen Hinwendung zur Mark Brandenburg. „Die Mark ist Mode geworden“, schrieb Theodor Fontane bereits 1864. Hieraus resultierte die ungeheure Resonanz, die Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ (1862–1889) bei einem breiten Publikum fand. Ohne diesen literarischen Erfolg ist die Gründung des Märkischen Museums, die Bildung der wissenschaftlichen Gesellschaft für Heimatkunde „Brandenburgia“ und des „Touristenverein für die Mark Brandenburg“ nicht denkbar.
Die von Fontane argwöhnisch betrachtete rasante Entwicklung der Metropole hätte ohne den Beitrag der Provinz überhaupt nicht stattfinden können. Das Wachstum der Stadt und die Versorgung ihrer Bevölkerung war abhängig vom Zuzug von Bewohnern und Lieferungen besonders aus dem märkischen Umland. Im Gegenzug dehnte sich die Metropole immer weiter in die Mark Brandenburg aus, indem das Umland die „Abwanderer“ aus Berlin aufnahm. Eine ganze Reihe von Umlandgemeinden und Produktionsstandorten entwickelten sich allmählich zu Städten, die sich untereinander und mit Berlin über administrative Grenzen hinweg ökonomisch und sozial verflochten.
Die Ausstellung gliedert sich in 12 Kapitel. Die ersten sieben sind der Zeit bis zum I. Weltkrieg gewidmet und behandeln – ausgehend von der „Imagefindung“ Brandenburgs durch Theodor Fontane – Themen wie die Zu- und Abwanderung, Material- und Nahrungslieferungen und die verwaltungspolitischen Spannungen zwischen Regierungspräsidenten, Landräten, Stadtvätern und der Polizei. Der vorläufige Abschluss dieser Entwicklung war die Bildung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin im Jahre 1920, der damals drittgrößten Stadt der Welt.
Im Weiteren wird die Geschichte der Beziehungen zwischen Berlin und Brandenburg in fünf chronologischen Kapiteln von der Weimarer Republik bis heute erzählt. Dabei wird deutlich, dass sich in diesem Zeitraum – unterstützt durch die jeweiligen politischen Strukturen – ein Denken in starken Gegensätzen zwischen Berlin und Brandenburg manifestierte.
Mit der deutschen Einheit entstanden 1990 auch die Länder Brandenburg und Berlin neu. Trotz der gescheiterten Fusion der beiden Bundesländer 1996 verflechten sich ihre Beziehungen auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet durch bislang 22 Staatsverträge und gemeinsame Großprojekte immer enger.