04.09.2009 - 08.11.2009
Eine Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Kooperation mit der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloß Branitz im Rahmen von Kulturland Brandenburg 2009 "Freiheit. Gleichheit. Brandenburg. Demokratie und Demokratiebewegungen“
Unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Landtages Brandenburg, Gunter Fritsch, und des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin, Walter Momper
Erstmalig steht Karl August von Hardenberg (1750–1822), der preußische „Reformkanzler“, im Mittelpunkt einer großen Ausstellung. Drei Jahrzehnte lang, vom Beginn der Französischen Revolution 1789 bis zum Sieg der Reaktion 1819 mit dem Erlass der Karlsbader Beschlüsse, war Hardenberg die zentrale Persönlichkeit der preußischen Politik.
Er war nicht nur ein brillanter Staatsreformer und gewandter Diplomat, sondern galt seinen Zeitgenossen auch als verschwenderischer Lebemann und Liebling der Frauen.Die Regeln der Staatskunst beherrschte er ebenso souverän wie das höfische Intrigenspiel. Im persönlichen Lebensstil noch ein Kavalier des Ancien Régime, erlangte Hardenberg epochale Bedeutung als Staatsreformer. Sein Leitbild des modernen Verfassungsstaats, entworfen noch zu Zeiten eines monarchisch geprägten Europas, nahm Entwicklungen der bürgerlichen Gesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts vorweg.
Die Ausstellung folgt in 13 Kapiteln dem Lebensweg Hardenbergs, zeigt seinen politischen Aufstieg wie sein Scheitern, stellt Mitstreiter und Gegenspieler vor, illustriert aber auch sein Privatleben mit Leiden und Leidenschaften, Ehefrauen und Liebschaften. Sie beginnt mit seinen beruflichen Anfängen in hannoverschen und braunschweigischen Diensten, wo der ehrgeizige junge Verwaltungsjurist mit seinen Reformplänen scheiterte.
Besonderes Augenmerk widmet die Schau Hardenbergs glanzvoller Zeit als „Vice-König“ von Franken, in der er die neue preußische Provinz zu einem Musterland formte. Dieser Erfolg ebnete dem aufstrebenden Staatsmann den Weg in die große Politik und schließlich in das Amt des preußischen Außenministers. Als solcher wurde Hardenberg auch von Napoleon als ernst zu nehmender Gegner wahrgenommen, weshalb er nach der preußischen Niederlage von 1806 aus dem Amt scheiden musste.
Hardenberg ging ins Exil und formulierte dort seine Vorstellungen über die künftige Politik und Verwaltung Preußens. In seiner „Rigaer Denkschrift“ von 1807 legte er einen Neuentwurf für das preußische Staatswesen vor, mit dem politischen Ziel einer „Revolution im guten Sinn“ – durch die Abschaffung ständischer Vorrechte, die Einführung der Gewerbefreiheit, die Aufhebung der Erbuntertänigkeit und „die Idee einer Nationalrepräsentation“.
Mit der Ernennung zum Staatskanzler erlangte Hardenberg 1810 schließlich eine politische Ausnahmeposition, die es ihm ermöglichte, die vom Freiherrn vom Stein eingeleiteten Reformen von Staat und Gesellschaft als „Revolution von oben“ fortzusetzen. Doch viele seiner Reformen blieben Stückwerk, auch Hardenbergs bemerkenswerten Anstrengungen, Preußen eine Verfassung zu geben, blieb zu seinen Lebzeiten der Erfolg verwehrt.
Mit einer Vielzahl von originalen Kunstwerken und Dokumenten aus Museen, Archiven und Privatbesitz macht die Ausstellung das facettenreiche Lebensbild eines außergewöhnlichen Staatsmannes des 19. Jahrhunderts anschaulich. Geschichtszeugnisse von europäischer Bedeutung wie die Schlussakte des Wiener Kongresses von 1815 dokumentieren die einzigartige Persönlichkeit und Rolle Hardenbergs ebenso wie erlesene Staatsgeschenke, die hier erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.