Das Moped des einmillionsten Gastarbeiters, das Kostüm des ersten schwarzen Karnevalsprinzen, die Gasflaschen des gescheiterten "Kofferbombers von Köln": Deutschland als Einwanderungsland hat viele Gesichter und Geschichten, die in der Ausstellung aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Rund 800 Exponate zeugen von der Vielfalt der Alltagskulturen und Weltbilder, aber auch von Spannungen und Gewalttaten bis in die Gegenwart.
Die Ausstellung widmet sich dem Einwanderungsland Deutschland in all seinen Facetten: Integration und Assimilation, Identität und Staatsangehörigkeit, Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie, Aufnahme- und Parallelgesellschaft.
"Gastarbeiter"
Mit Italien schließt die Bundesrepublik Deutschland 1955 das erste Anwerbeabkommen. Spanien, Griechenland und die Türkei folgen. Allen Vertragspartnern ist damit gedient: Die Bundesrepublik braucht neue Arbeitskräfte für den wirtschaftlichen Aufschwung, die beteiligten Staaten erhoffen sich Devisen und Entspannung der heimischen Arbeitsmärkte. Nach dem Anwerbestopp 1973 als Folge der Ölkrise entscheiden viele Gastarbeiter, dauerhaft in Deutschland zu bleiben und ihre Familien nachzuholen.
Integration und Rückkehr
Zuwanderer und Aufnahmegesellschaft stehen vor neuen Herausforderungen. Seit den 1970er Jahren steigt die Zahl der arbeitslosen ausländischen Arbeitnehmer, die stärker von wirtschaftlichen Strukturkrisen betroffen sind. Defizite der Kinder bei der Sprachkompetenz und in der schulischen Ausbildung werden überdeutlich. Die Bundesregierungen halten an der Maxime fest, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei. Sie reagieren auf vielfältige Probleme mit einer Mischung aus Integrationsangeboten und Anreizen für die Rückkehr in die Heimatländer.
Deutsche Staatsangehörigkeit
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Bürgerkrieg in Jugoslawien kommen seit den 1990er Jahren immer mehr Zuwanderer und Flüchtlinge nach Deutschland. Medienberichte über "Scheinasylanten" und "Asylbetrüger" verunsichern die Bevölkerung. Ausländerfeindliche Ausschreitungen sorgen für Entsetzen in der Öffentlichkeit. Auf die wachsende Zahl von Menschen mit ausländischen Wurzeln, die dauerhaft in Deutschland leben, reagiert die Bundesregierung im Jahr 2000 mit dem Staatsangehörigkeitsgesetz. Das Gesetz erleichtert die Einbürgerung von Menschen nichtdeutscher Herkunft.
Islam in Deutschland
"Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland": Mit diesem Satz stößt Bundespräsident Christian Wulff 2010 eine öffentliche Debatte an, die bis heute andauert. Aktuell steht die Integration muslimischer Zuwanderer erneut im Fokus. Kritiker beklagen die Entstehung von "Parallelgesellschaften" sowie erhebliche Integrationsdefizite, während das Zusammenleben in vielen Bereichen unproblematisch ist.