10.09.2007 - 23.09.2007
Identitäten mit Bindestrich bezeichnen mehr als das Pendeln zwischen zwei Kulturen, sie bieten auch einen Zusammenhang für disparate Einzelbiografien. Das gilt auch für „Asian-Americans”: Migranten aus Asien stehen mitten im amerikanischen Kulturleben und bekennen sich gleichzeitig zu ihren asiatischen Wurzeln. „New York: usAsia“ umkreist die kulturellen Wechselwirkungen und kreativen Impulse, die sich aus der Migration von Asien nach Amerika entwickeln. Deutlich wird auch, wie in Asien die Imagination New Yorks inspirierend wirkt.
“New York: usAsia” ist der Beitrag des Hauses der Kulturen der Welt zu den 6. Asien-Pazifik-Wochen.
War historisch gesehen eher die Westküste von asiatischen Einwanderern geprägt, so hat mittlerweile die durch Migration und Globalisierung ausgelöste Verbreitung asiatischer Kultur längst auch New York, die vormalige Hauptstadt der westlichen Moderne, erreicht. usAsia präsentiert die kreativen Impulse, die daraus entstehen.
Der Journalist und "Weltbürger" Ian Buruma stellt in einem Vortrag die These auf, dass – anders als in der Vergangenheit - die Impulse für eine globale Moderne anstelle aus dem atlantischen immer stärker aus dem asiatisch-pazifischen Raum hervorgehen. Im Literaturprogramm erzählt der in China geborene und seit 1985 in den USA lebende Autor Ha Jin in seinem jüngsten Buch, „A Free Life", die Geschichte der chinesischen Immigration in die USA. Kiran Desai dagegen liest aus ihrem Buch über indische Migranten in New York und setzt damit die literarische Gesamtreihe zu fort.
Im Performance-Programm experimentieren vier New Yorker Künstler asiatischer Abstammung mit dem Körper als Mittel non-verbaler Verständigung. Während Michael Joo mit einer raumgreifenden Installation die Auswirkungen von Wissenschaft und Medien auf das Bewusstsein untersucht, wird Patty Chang ihren Körper wie seinen Hintergrund bildähnlich verändern. Der in Peking geborene Terence Koh wird einen Vortrag über seine Arbeiten halten, die um Themen wie Begierde, Abhängigkeit und emotionale Zerbrechlichkeit kreisen. Auch die koreanisch-amerikanische Künstlerin Nikki S. Lee, die in ihren Arbeiten Frauen der unterschiedlichsten sozialen Gruppen verkörpert, wird ihr Werk in einem Vortrag reflektieren. Allen vier Künstlern gemein ist ihre Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen und deren Auswirkungen.
Das Filmprogramm untersucht das Thema des Immigranten - des „Anderen“ – mit Komödien, die die Unterschiede zwischen dem Leben in den Herkunftsländern oder den Ländern der Ahnen und dem „New York way of life“ zum Anlass ebenso treffender wie humorvoller Charakterisierungen nehmen.
Im Konzertprogramm interpretieren asiatische Musiker einen typischen New Yorker Musikstil – Bebop – und präsentieren damit NY als Projektionsfläche. Auf allen Kontinenten finden sich alte und junge Musiker, die von der Zeit des Birdland und des Village Vanguard träumen, und für die Musiker wie Charlie Parker, Bud Powell und Thelonious Monk Heiligenstatus haben. Interessant wird es, wenn die Liebe zum Bebop auf andere musikalische Ansätze trifft. Drei Formationen eröffnen so einen neuen Blick auf New York, aber auch auf das künstlerische Schaffen in ihren Herkunftsländern: Der japanische Pianist und Komponist Koji Ueno fand über Punk-Rock und japanische Elektronik-Avantgarde zum Jazz im Stil der fünfziger Jahre. Indra Lesmana, der führende Jazzpianist Indonesiens, präsentiert seine Bebop-Lesart in kleiner Besetzung, während die Formation Du Yinjiao aus Peking beweist, dass Bebop sogar in der lange abgeschotteten Welt des Reichs der Mitte seine unverkennbaren Spuren hinterließ.