Anlässlich der 5. Ausgabe des ›Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg‹ wurde die legendäre Fotoagentur und Fotografen-Kooperative ›Magnum‹ als künstlerischer Partner eingeladen. Inspiriert vom Standort des Festivals in drei Städten und zwei Bundesländern, sowie von den unterschiedlichen Partnerinstitutionen präsentiert die Kuratorin Andréa Holzherr Positionen von ›Magnum‹-Fotografen, die sich mit der Verteidigung, der Öffnung, dem Überschreiten, aber auch dem Ineinandergreifen verschiedener Territorien und Gebieten beschäftigen.
Die Ausstellung ›Battleground / Afghanistan‹ thematisiert umkämpfte Territorien am Beispiel Afghanistans. Hierzu wurde der Heidelberger Kunstverein eingeladen, Fotoarbeiten der Agentur ›Magnum‹ zu der wechselvollen Geschichte des Landes um künstlerische Positionen zu erweitern. Afghanistan – aufgrund der andauernden Konflikte, Revolutionen, Besatzungen und Kriege – ist im Archiv des legendären Fotografenkollektivs der meist dokumentierte Krisenherd der Welt. Die Fotoausstellung zeigt ein seit Jahrzehnten von Kriegen und kriegerischen Aufständen zerrüttetes Gebiet. Die Bilder – in der Regel für die Veröffentlichung in Zeitungen und Magazinen bestimmt – sind visuelle Dokumente der Geschichte des Landes. Zwischen Reportagefotografie und eigenem künstlerischen Blick zeigen sie zugleich die subjektive Perspektive der Fotografen auf die afghanische Gesellschaft. Den historischen Ereignissen folgend ist die Ausstellung mit den Arbeiten von Abbas, Eve Arnold, Thomas Dworzak, Tim Hetherington, Steve McCurry und Chris Steele-Perkins chronologisch angelegt. Sie beginnt mit Dokumentaraufnahmen aus den Jahren vor dem Sturz der Monarchie 1973 und endet mit dem Kampf der amerikanischen Truppen gegen die Taliban im 21. Jahrhundert.
Die – gemeinsam mit der Direktorin des Kunstvereins Susanne Weiß – ausgewählten künstlerischen Positionen stehen im Dialog mit diesen fotografischen Arbeiten. Die Beiträge von Francis Alÿs, Alighiero Boetti, Saba Sahar, Sandra Schäfer, Aqeela Rezaie und die Kriegsteppiche der Sammlung Saladin sowie die Editionen aus der Sammlung des Melton Prior Instituts geben weitere Lesarten auf die bewegte Geschichte des Landes. Insbesondere durch die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren ergeben sich neue Blickperspektiven: Die Filmemacherin Sandra Schäfer beschäftigt sich in ihrer Videoinstallation ›to act in history‹ mit kollektiven und medialen Bildern aus Afghanistan und entwickelt anhand von historischen Fotos und in Zusammenarbeit mit Protagonistinnen vor Ort ein Bild der gesellschaftlichen Rolle der Frau in Afghanistan. Der in einem Workshop entstandene Dokumentarfilm ›The Road Above‹ von Aqeela Rezaie zeigt, wie die junge Frau Mona im Straßenbau Geld für die Familie dazuverdienen muss, weil ihr heroinabhängiger Ehemann verschwunden ist. Der italienische Konzeptkünstler Alighiero Boetti bereiste von 1971 bis 1979 regelmäßig das Land. Hier begann seine Zusammenarbeit mit Teppichknüpfern, die nach seinen Vorlagen Wandteppiche anfertigten. Die Auswahl der Garnfarben war den Knüpfenden überlassenden – die Ergebnisse als Gemeinschaftswerk intendiert. Die Wandteppiche zeugen von einer Verschmelzung zwischen Ornament und Schrift und dem Austausch verschiedener Kulturtraditionen. Francis Al ÿ s reiste 2011 auf Einladung der dOUMENTA (13) nach Kabul und drehte mit Julien Devaux und Ajmal Maiwandi einen Film, der das hierzulande ausgestorbene Kinderspiel des Reifen-Treibens beobachtet. In Anspielung auf die Zerstörung der Filmarchive durch die Taliban wird aus dem Reifen eine Filmspule, die sich zu Anfang ab-, am Ende aber auch wieder aufrollt. Neben der Konzentration auf Kriegsschauplätze werden somit weitere Einblicke in das Alltagsleben Afghanistans und nicht zuletzt ein Perspektivwechsel ermöglicht.