Wir leben im Zeitalter der Bilder: Fotografien dominieren Nachrichten- und Informationskanäle, kommen immer öfter aus der Handykamera und verbreiten sich schneeballartig im Netz. Als Auftakt zu der neuen Ausstellungsreihe "with/against the flow" stellt das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) in einer Doppelausstellung im Heidelberger Kunstverein Arbeiten vor, die solche Medienbilder aufgreifen.
Viktoria Binschtok und Michael Schäfer verarbeiten Bilder aus den Medien weiter und reflektieren deren Funktionsweisen und angelegte Rezeptionsstrukturen. Durch diese Eingriffe wird die vorgefertigte Wirklichkeit der Medien sichtbar. Gleichzeitig untersuchen beide Künstler die sich anbahnende Autonomie von Bildern durch digitale Algorithmen. Mit dieser Arbeitsweise stehen Viktoria Binschtok und Michael Schäfer in der Tradition des künstlerischen Interesses an den Massenmedien der 1970er Jahre und repräsentieren eine jüngere Generation von Künstlern, die das Fotografische und Dokumentarische neu befragen.
Die Auftaktausstellung wird am 17. Juni 2016 im Heidelberger Kunstverein eröffnet. Im Anschluss geht sie auf eine mehrjährige Welttournee, die im Dezember 2016 im Georgian National Museum beginnt.
Die Ausstellungs- und Publikationsreihe "with/against the flow" stellt zeitgenössische fotografische Interventionen in den Mittelpunkt. Initiiert wurde die Reihe vom ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), das mit Ausstellungen Einblicke in bildende Kunst, Fotografie und Film, Design und Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts gibt. Kuratiert wird "with/against the flow" von Florian Ebner, Leiter der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang, Essen, und Christin Müller, freie Kuratorin und Autorin, Leipzig.
Viktoria Binschtok reflektiert in ihren fotografischen Arbeiten das Medium Fotografie und thematisiert durch subtile Kontextverschiebungen die Funktion und Repräsentation von Bildern. Hierzu bedient sie sich gleichberechtigt neben eigenen Fotografien auch aus dem Fundus des Internets und anderer medialer Bildquellen.
"Dieses ständige Geben und Nehmen von bildbasierten Informationen hat unsere Rolle im Laufe der Jahre vom passiven User zum aktiven Exhibitionisten erweitert. Wir alle, die Bilder teilen, sind somit mehr oder weniger Teil dieser visuellen Kultur geworden." (Viktoria Binschtok)
Die Künstlerin wurde 1972 in Moskau geboren, wuchs in Westdeutschland auf und studierte Fotografie und freie Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Viktoria Binschtok lebt und arbeitet in Berlin.
Michael Schäfers Umgang mit Fotografie ist eine Form der künstlerischen Mimikry, eine Art der Einverleibung von Bildern, um sie dekonstruieren zu können. Der Blick des Künstlers reibt sich an der Überdeterminierung der Pressebilder, ihrem Überschuss an Bedeutung und Sinn, der dem Betrachter eine historisch politische Konstellation als fertige Interpretation förmlich vorsetzt.
"Wir leben in einem Umfeld, das zunehmend von sich überlagernden und konkurrierenden Realitäten und somit auch Realismen gekennzeichnet ist. Die oberflächliche Einheit der menschlichen Identität und analog dazu des Bildes ist eine Illusion und nicht haltbar." (Michael Schäfer)
Michael Schäfer wurde 1964 in Sigmaringen geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Fotodesign an der FH Dortmund sowie Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Schäfer war künstlerischer Mitarbeiter in Leipzig und unterrichtet an der Hartford Art School, Connecticut und der Universität der Künste in Berlin. Die Künstlerin wurde 1972 in Moskau geboren, wuchs in Westdeutschland auf und studierte Fotografie und freie Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Viktoria Binschtok lebt und arbeitet in Berlin.