06.11.2011 - 04.03.2012
Ausgerechnet in jenem Haus, das die Gerisch-Stiftung 2007 zu einem Ort der Förderung und Präsentation zeitgenössischer Kunst erklärt hat, herrschte 100 Jahre zuvor schon einmal ein ähnlicher Geist. Unbekümmert herkömmlicher Geschmacksvorurteile und unbeirrt seinem eigenen Blick trauend, sammelte der Buntpapierfabrikant Paul Ströhmer (1861 – 1945) in dem von ihm erbauten Haus in Neumünster – der heutigen Villa Wachholtz – Kunst seiner Zeit. Nahezu vollständig in Vergessenheit geraten war diese außergewöhnliche Kunstsammlung, die Ströhmer von etwa 1903 bis 1923 aus Bildern, Aquarellen, Grafiken und Keramiken damals zeitgenössischer, nach heutiger Definition expressionistischer Künstler zusammenstellte. Besondere Gewichtung lag auf Nolde aber auch Werke von Willi Geiger, Katsushika Hokusai, Adolf Lesnick, Otto Mueller, Christian Rohlfs, Erich Waske und Heinrich Zille waren vertreten. Die Villa Wachhholtz stellte somit zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der wenigen norddeutschen Orte für wegweisende Kunst dar. Nolde war in freundschaftlicher Verbundenheit zu seinem Sammler mehrfach zu Besuch im Hause Ströhmer. Heute ist diese außergewöhnliche Sammlung in alle Welt verstreut – für die Gerisch-Stiftung eine spannende und verpflichtende Aufgabe, diesen bisher ungehobenen Schatz Neumünsteraner und Schleswig-Holsteiner Kulturgeschichte zu heben. Eines der Hauptwerke der Ausstellung, Noldes Bild Die Philister (1915), wird seit vielen Jahrzehnten nun wieder öffentlich zu sehen sein.