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KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Hirschwirtscheuer - Museum für die Künstlerfamilie Sommer


Scharfengasse 12
74653 Künzelsau
Tel.: 07940 57 155
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi-So 11.00-17.00 Uhr

Op Art - Kinetik - Licht

18.05.2015 - 10.01.2016

Kunst an sich ist eine Herausforderung für die Sinne, doch die Kunstwerke dieser Ausstellung spielen in besonderer Weise mit unserer Wahrnehmung, indem sie diese täuschen, Bewegung suggerieren oder sogar vollführen..
Kinetische Kunst und Op Art, so die eingebürgerte Kurzform für Optical Art, waren internationale Bewegungen der 1950er und 1960er Jahre, die sich vor dem Hintergrund einer stark veränderten Umwelt und eines gesellschaftlichem Umbruchs, der die gängigen Hierarchien in Frage stellte, entwickelt hatten. Das Publikum sollte nicht länger nur passiver Betrachter sein, sondern sowohl intellektuell als auch körperlich in den Kunstprozess einbezogen werden. Op Art und Kinetik boten mit ihren spielerischen Qualitäten dazu die idealen Voraussetzungen, denn sie forderten nicht traditionell das Abrufen erlernter bildungsbürgerlicher Codes, sondern zielten ganz unvermittelt und unverbildet auf die sinnlichen Grundvoraussetzungen eines jeden Betrachters. Die Künstler, nicht selten in Gruppen organisiert, arbeiteten daher nun an „offenen“ Kunstwerken, die in realer oder simulierter Bewegung die aktive Teilhabe des Betrachtenden herauskitzeln. Das Erlebnis eines beschleunigten, industriell geprägten Alltags, eine neue Materialästhetik und die Erkenntnisse der Physik, dass letztlich nichts statisch ist, hatten die Hinwendung zum bewegten Bild, (Licht-)Objekt oder zu neuen Präsentationsformen wie der des Environments, in der der Betrachter auch physisch in das Kunstwerk eintreten kann, befördert.
In der historischen Perspektive war Paris das Zentrum dieser Revolution in den Künsten. Eine Wegmarke für das Entstehen der neuen Konzepte setzte 1955 die legendär gewordene Ausstellung „Le Mouvement“ der Galerie Denise René. Gemeinsam mit Victor Vasarely führte darin der Kurator Pontus Hultén die hohe Aktualität des Themas vor. Die für die Entwicklung der Sammlung Würth sehr prägende Zusammenarbeit mit der Galeristin Denise René hat mit zentralen Arbeiten von Künstlern wie Josef Albers, Yaacov Agam, Carlos Cruz-Diez, Jesús Rafael Soto oder Vasarely einen herausragenden Sammlungsschwerpunkt in diesem Bereich entstehen lassen.
Gegenüber diesen abstrakt-konkreten Positionen, zu denen ebenfalls George Rickey oder François Morellet zählen, entführt uns der britische Gegenwartskünstler Patrick Hughes in eine fantastische virtuell-gegenständliche Welt. In seinen Werken spielt der Meister der Illusion mit dem verstörenden Effekt, den man aus der Perspektive eines haltenden Zuges kennt, wenn ein zweiter Zug vorbeifährt, und man den Eindruck hat, der eigene Wagon setze sich in Bewegung. Patrick Hughes ist mit zahlreichen Arbeiten aus den Jahren 1978 bis 2013 in der Sammlung Würth vertreten. Mit seinen dreidimensionalen Bildobjekten, die er selbst aufgrund der Umkehrung der Perspektive „reverspectives“ nennt („reverse“ + „perspective“), fügt er der klassischen Abstraktion in der Ausstellung ein ganz eigenes, überraschendes Kapitel hinzu.

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