02.05.2008 - 31.08.2008
1968 begann ein Mentalitätswandel, der unsere Lebensart bis heute maßgeblich prägt – unsere Ansprüche, unsere Umgangsformen und unser Körperbewusstsein ebenso wie das Verhältnis zwischen privater und öffentlicher Sphäre. Der Wandel war so tief greifend, dass wir uns seiner Auswirkungen erst mit historischem Abstand gewahr werden können.
Im Jahr 2008 – vierzig Jahre nach der Zäsur von 1968 – ist deshalb der Zeitpunkt gekommen, die Werte und Einstellungen der 68er und den von ihnen initiierten Wandel in der Gesellschaft zu reflektieren. Dies soll in der Ausstellung mit einem auf die Gegenwart bezogenen Fokus geschehen, der die damaligen politischen Ansichten und Lebensformen aufnimmt und darstellt, sie aber gleichzeitig einer kritischen Analyse unterzieht. Die Ausstellung ist auch eine Auseinandersetzung der jüngeren, in den siebziger Jahren geborenen Generation, welcher die Kuratoren angehören, mit der Generation ihrer Eltern. Aus dem Blickwinkel der Nachgeborenen werden die verschiedenen Aufbrüche von 1968 als globales Phänomen der damaligen Zeit verstanden und ihre lange Wirkung in der Bundesrepublik umrissen.
Thematisch umfassend soll die Ausstellung Informationen und Stimmungen vermitteln, die die Zeit überdauert haben und die in der heutigen Gesellschaft immer noch relevant sind. Während viele der politischen Utopien nicht in die Tat umgesetzt wurden, haben 1968 entstandene Formen des Zusammenlebens und der Alltagskultur ihre Gültigkeit behalten, etwa dass heute ein unverheiratetes Paar problemlos gemeinsam eine Wohnung mieten kann. Mit einer ebenso differenzierten wie kritischen Herangehensweise bietet die Ausstellung eine Kontextualisierung der Ereignisse.
Als erste Ausstellung in Deutschland, die sich in umfassender Weise mit den Lebenswelten der 68er befasst, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur heutigen politischen und gesellschaftlichen Selbstreflexion. Das Museum selbst ist in die kritische Bilanzierung der Wirkung der 68er-Bewegung verortet. Die zwischen 1972 und 1975 entstandene Historische Dokumentation des Historischen Museums Frankfurt am Main wurde weit über Frankfurt am Main und die Museumsszene hinaus als Ärgernis oder Modell (Lernort contra Musentempel) diskutiert.