Zum Altbauensemble des historischen museums gehört bekanntlich der Burnitzbau. Doch wer kennt dessen Namenspatron? Es ist sein Baumeister Rudolf Burnitz (1788-1849), dessen Sohn Heinrich (1827-1880) ebenfalls Architekt wurde. Obwohl sie zusammen für mehr als ein halbes Jahrhundert Frankfurts Stadtbild maßgeblich mitprägten, sind Rudolf und Heinrich Burnitz fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung würdigt nun erstmals und umfassend ihr Schaffen.
Rudolf Burnitz realisierte als ersten Bau nach seiner Ankunft 1822 in Frankfurt das Metzlersche Palais in Bonames; für derartiges hatte er sich mit einem Fürstenschloss in Hechingen empfohlen. Schon wenige Jahre später wurde er dann mit den neuen Bauaufgaben der Bürgerstadt betraut – Waisenhaus, Krankenhaus und Altersheim im Auftrag von Stiftungen. Leider sind alle diese Bauten nicht mehr erhalten, wie auch sein Wohnhaus am Untermainkai.
Heinrich Burnitz errichtete ebenfalls Wohlfahrtsbauten, doch Karriere machte er in der sich schnell wandelnden Stadt vor allem mit Wohn- und Geschäftshäusern. Nur wenige seiner Werke sind erhalten, darunter zwei Häuser in der Kaiserstraße, der Vorzeige-Bauernhof Luisenhof der Rothschilds, sowie sein bedeutendstes - die Neue Börse (gemeinsam mit Oscar Sommer). Verloren sind repräsentative Wohnbauten, unter anderem für die Bankiersfamilien Metzler und Grunelius, ebenso wie der erste Frankfurter Saalbau.
Die Ausstellung kann sich im Wesentlichen auf das Burnitz-Konvolut des historischen museums stützen, das 2009 durch einen Teilnachlass aus der Familie ganz erheblich erweitert wurde. Bauten und Entwürfe werden anhand qualitätvoller, häufig kolorierter Originalzeichnungen präsentiert, ergänzt durch Fotografien und Modelle. Aus Sammlungsbeständen lassen sich auch die Ausbildungen der beiden Architekten rekonstruieren - mit Studienarbeiten, Fotografien und Reiseskizzen, vor allem aus Italien. Ausgewählte Beispiele repräsentieren zudem Rudolf Burnitz' Wirken für die Hechinger und Sigmaringer Hohenzollern-Fürsten.
Die Ausstellung bietet einen differenzierten Einblick in die hiesige Baugeschichte des 19. Jahrhunderts vom Klassizismus zum Historismus. Durch Thematisierung der Bauherren und Einbettung in die Stadtentwicklung vermittelt sie ein über die Architektur hinaus gehendes Bild Frankfurter Geschichte jener Zeit. Es erscheint ein umfangreicher Katalog.