15.07.2010 - 19.09.2010
Plakate verfolgen den Zweck, im öffentlichen Raum Aufmerksamkeit zu erregen und zu werben: für Produkte, für Veranstaltungen und für Überzeugungen. Als Medien, die gewissermaßen beiläufig wahrgenommen werden, konkurrieren sie mit anderen optischen Reizen um die Augen-Blicke der Passanten. Durch eine auffällige Bildsprache muss die Gestaltung des Plakates diesem Umstand Rechnung tragen, soll es seine Wirkung entfalten.
Politische Plakate, insbesondere Wahlplakate, sind dem Ziel verpflichtet, den Menschen Ideen und politische Programme nahe zu bringen. Die Kunst der Plakatgestalter besteht darin, abstrakte Inhalte in einfache konkrete Bilder zu fassen. In der Geschichte des politischen Plakats haben Plakatkünstler unterschiedlichste ästhetische Mittel eingesetzt, um für die Botschaften ihrer Auftraggeber Interesse zu wecken. Spielten zunächst emotional aufgeladene Zeichnungen eine herausragende Rolle, so prägen seit den 1970er Jahren vor allem sogenannte Kopfplakate der Wahlkandidaten das Erscheinungsbild der Plakate. Die Fotografie ersetzte weitgehend die ausdrucksstarke Zeichnung. Allgemein spiegeln sich in den Plakaten die großen politischen Themen der jeweiligen Zeit: Die Krisen der späten 1920er Jahre, die Volksgemeinschaftsideologie und der Führerkult der Nationalsozialisten, der Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder der Fünfziger Jahre, die Umweltproblematik seit den1970ern Â…
Die Ausstellung veranschaulicht anhand ausgewählter Wahlplakate von der Weimarer Republik bis heute den Wandel der politischen Werbung in der Demokratie. Kontrastierend zeigen Plakate aus der NS-Diktatur, mit welchen ästhetischen Mitteln die ›Volksgenossen‹ überzeugt werden sollten.
Der Schwerpunkt der Ausstellung ist den jüngeren Plakaten seit den 1970er Jahren gewidmet. Auch heute, in der Zeit allgegenwärtiger audiovisueller Medien, sind Plakate nach wie vor präsent. Als Ergänzung zu den Plakaten der politischen Parteien werden Objekte des Plakatkünstlers Klaus Staeck präsentiert, dessen provozierende Bildsprache weniger das Ziel der Werbung für politische Meinungen verfolgt als solche kritisch zu hinterfragen.