26.05.2007 - 26.08.2007
Der 1945 geborene und leider schwer erkrankte Jörg Immendorff gehört international zu den bekanntesten deutschen Künstlern. 2006 hat er den Goslarer Kaiserring als Auszeichnung seines künstlerischen Schaffens erhalten.
Vor wenigen Monaten wurde das Gesamtverzeichnis der Druckgrafik von Jörg Immendorff veröffentlicht. Es ist ein Werkkatalog voll starkfarbiger, expressiver, zum Teil riesiger Lithografien, Siebdrucken, Holz- und Linolschnitten, Ätztechniken und Stempeldrucken. Das Horst-Janssen-Museum nimmt diese Publikation zum Anlass, die achtzig besten und aufregendsten Blätter des druckgrafischen Werkes von Jörg Immendorff zu zeigen.
Immendorff hat nach dem Hochschulstudium zehn Jahre als Hauptschullehrer in Düsseldorf gearbeitet. Gleichzeitig hat er Ende der 60er Jahren durch seine dadaistischen Aktionen als Künstler auf sich aufmerksam gemacht. Von Anfang an ist sein Kunstschaffen von einem politischen und gesellschaftskritischen Impetus geprägt. Ab 1977 beschäftigt er sich mit intensiv mit der Teilung Deutschlands.
Es entstehen zahlreiche Arbeiten mit dem Titel „Café Deutschland“, auf denen Immendorff Szenerien entwirft, in denen historische und zeitgenössische Künstler, Politiker und Prominente sich begegnen. Die Mauer als manifestes Symbol des geteilten Deutschland kehrt als Bildmotiv immer wieder auf. Wichtige Figuren in diesen „Café Deutschland“-Zyklen sind Joseph Beuys, der hoch geschätzte Lehrer, dessen „erweiterter Kunstbegriff“ einen wichtigen Einfluss auf Immendorff hat und A.R. Penck, der Künstler-Kollege aus dem Osten, mit dem er gemeinsame Ausstellungen plant und durchführt.
Immendorff benutzt in seinen Arbeiten immer wieder symbolträchtige Motive aus der Kunstgeschichte wie die Kerze, das Feuer, den Wald, aber auch politisch geprägte Sinnbilder wie den Bundesadler, das Brandenburger Tor, Hammer und Sichel oder ähnliches. Wichtig ist seine eigene Rolle als Künstler, dessen Werke keinen Selbstzweck erfüllen, sondern die Gesellschaft aufrütteln und Missstände anprangern sollen. Andere Motive wie der Maleraffe oder die Biene („Imme“) repräsentieren ebenfalls den Künstler und agieren in den Bildern an seiner Stelle.
Alle diese Aspekte finden sich in der vehementen „wilden“ Malerei aber auch in der kraftvollen Druckgrafik Immendorffs, die ab den frühen 80er Jahren kontinuierlich parallel zu den Leinwandarbeiten entsteht. Für das Horst-Janssen-Museum, das sich der internationalen Grafik widmet, bedeutet die Ausstellung des weltweit bekannten deutschen Künstlers und Hochschulprofessors einen Höhepunkt.