Marc Chagall ist in Frankfurt mit seinem Monumentalwerk „Comedia dell´Arte” im Foyer der Frankfurter Oper wohlbekannt. Der jüdische Künstler (1887 – 1985)stammte aus Weißrussland und lebte und wirkte in Frankreich.
Diese Verbindungen sind für das Ikonen-Museum Anlass, im Rahmen von Frankfurt auf Französisch – Frankreich Ehrengast der Buchmesse 2017, die Chagall-Bibel aufzugreifen.
21 Radierungen aus der Erstausgabe seiner Bibel stellen sich in Kontext mit Ikonen. Die Bibel entstand in zwei Phasen, von 1931 bis 1939 und von 1952 bis 1956. Sie wurde im Auftrag des bedeutenden Kunsthändlers und Verlegers Ambroise Vollard begonnen und für den ebenso bedeutenden Verleger und Herausgeber zahlreicher Künstlerbücher und eben auch der Chagall-Bibel E. Tériade vollendet.
Chagall setzte dabei Szenen aus dem Alten Testament bildhaft um. Die zur Seite gestellten Ikonen schließen sich thematisch dem biblischen Inhalt an oder schlagen Brücken zwischen Altem und Neuem Testament. Auch in ihrer gedämpften Farbigkeit des 16. Jahrhunderts und ihrer bewegten Statik der Figuren begegnen die Ikonen den Chagall-Radierungen. Beide sind Zeugnisse der Gläubigkeit und mit einer ihnen eigenen suggestiven Kraft ausgestattet. Das Nebeneinander der Radierungen von Chagall und der russischen Ikonentafeln verdeutlicht die enge Zusammengehörigkeit und die Entwicklung des christlichen Verständnisses aus dem jüdischen Glauben heraus.
Marc Chagalls Bibel eignet sich besonders greifbar für einen Vergleich zwischen der klassischen Moderne und traditioneller Ikonenmalerei. So ist das Gastland-Thema Anlass sich einmal mehr mit dieser Herausforderung zu befassen.
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Ikonen-Museums Frankfurt mit dem Klingspor-Museum Offenbach. Wir danken dem Klingspor-Museum in Offenbach für die großzügige Leihgabe der Chagall-Bibel und privaten und öffentlichen Leihgebern für Ihre Ikonen.