Ein Film und diverse Kaffeeservices aus Silber bestreiten diese Ausstellung.
Der etwa 15-minütige Film von Harun Farocki mit dem Titel „Das Silber und das Kreuz“ (2010)* untersucht ein Gemälde des andinen Barock, das im Museum von Sucre (Bolivien) hängt. Es wurde im Jahre 1758 vom indigenen Maler Gaspar Miguel de Berrió vollendet und zeigt den Cerro Rico, den an Silbervorkommen „reichen Berg“, sowie die zu seinen Füßen auf rund 4000 Meter Höhe gelegene Minenstadt Potosí.
Die „Villa Imperial“ war die damals größte Stadt der Amerikas und eine der größten Metropolen der Welt. Dem „reichen Berg“, auch „Höllenmaul“ genannt, hatte das spanische Kolonialreich einen guten Teil seines immensen Reichtums zu verdanken. Seine Schätze befeuerten Spaniens globalen Handel und finanzierten seine Kriege.
Wie ein detektivischer Blick sucht Farockis Kamera das Bild ab: nach Indizien für die Zwangsrekrutierung der indigenen Bevölkerung als Minenarbeiter durch die spanischen Konquistadoren ab 1573, nach Spuren der vormodernen Technologien, mit deren Hilfe das Silber aus dem Erz herausgelöst werden konnte, und schließlich nach Hinweisen auf die urbane Sozialstruktur mit ihrer klaren Scheidung in Armen- und Reichenviertel sowie auf die Schlüsselrolle der Kirche.
Doch wie viele Orte des Verbrechens verbirgt die gemalte Szene mehr, als sie zeigt. So stellt Farocki Vergleiche zwischen dem damaligen und dem heutigen Potosí an. Dazu spaltet er die Leinwand in ein Bild links und ein Bild rechts und setzt seine Erzählstimme ein, um den Schnitt innerhalb des filmischen Bildes oder die Trennung von fotografierter Gegenwart und gemalter Vergangenheit zu überbrücken.
Diese Vermittlung geschieht weniger durch den Ausweis von Wissen als durch tastendes Fragen. Farocki ringt der Oberfläche des Gemäldes nicht mehr ab, als diese hergibt. Er widersteht der Versuchung, sich in der Gier und Gewalt, im Projekt der totalen Aneignung des Kolonialregimes zu ergehen. Nicht alles lässt sich zeigen, nicht alles sagen oder haben. Sollte eine historische Wahrheit existieren, so blitzt sie lediglich im medialen Zwischenraum, der Stimme und Bild, gemaltes und filmisches Bild trennt, auf.
Die Ausstellung kennt noch einen weiteren Zwischenraum: den zwischen Ding und Erscheinung.
Dem projizierten Bild antworten die Silbergefässe oder umgekehrt. In der Kinohöhle erglänzt das Silber, zugleich sind die Glanzpunkte blinde Flecken, welche die historische Herkunft des europäischen Wohlstands verbergen.