Jüdisches Museum Frankfurt Visualisierung, Foto: Staab Architekten
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Jüdisches Museum Frankfurt am Main

Jüdisches Museum Frankfurt Visualisierung, Foto: Staab Architekten
Jüdisches Museum Frankfurt Visualisierung, Foto: Staab Architekten
Jüdisches Museum Frankfurt Visualisierung, Foto: Staab Architekten
Jüdisches Museum Frankfurt Visualisierung, Foto: Staab Architekten

Bertha-Pappenheim-Platz 1
60311 Frankfurt/Main
Tel.: 069 212 35000
Homepage

Öffnungszeiten:

wegen Umbau geschlossen

Ein jüdisches Leben in Deutschland-Ignatz Bubis (1927–1999)

17.05.2007 - 11.11.2007
Wie keine andere jüdische Persönlichkeit hat Ignatz Bubis das öffentliche Leben in Deutschland nach 1945 geprägt. Er war Überlebender des Holocaust, Unternehmer in der Nachkriegszeit, Funktionär der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und von 1992 bis 1999 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. In seiner Biographie spiegeln sich wie in einem Brennglas die fundamentalen Entwicklungen und Konflikte der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft. Mit seinem Selbstverständnis als "deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" betonte Bubis die Zugehörigkeit von Juden zur deutschen Gesellschaft auch nach dem Holocaust. Er trat dafür ein, dass sich die jüdische Gemeinschaft dauerhaft auf ein Leben in Deutschland einlassen und sich stärker nach außen öffnen sollte. In konsequenter Umsetzung dieser Devise wirkte er auch als Frankfurter Kommunalpolitiker und als Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. Mit seinem Engagement als Unternehmer geriet er in die Konfliktlinien der Frankfurter Stadtpolitik, wie im Westend-"Häuserkampf" 1969–1976. Als jüdischer Gemeindevertreter hatte er teil an wichtigen öffentlichen Debatten wie der Fassbinder-Kontroverse 1985 und dem Börneplatz-Konflikt 1987. Als Mahner zu gegenseitiger Toleranz und Warner vor Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wurde ihm immer mehr die – von ihm selbst als problematisch empfundene – Rolle einer "moralischen Instanz" im wiedervereinigten Deutschland zugewiesen. Sein Vertrauen in die Stabilität der deutschen Demokratie fand im Ausland große Beachtung, stieß aber auch auf Kritik. Die letzten Monate seines Lebens waren gezeichnet von Enttäuschung und Resignation: Die Rede Martin Walsers in der Paulskirche 1998 und die Beifallsbekundungen der intellektuellen Elite Deutschlands für den Redner hatten Bubis schwer getroffen. Erst unlängst flammte die Kontroverse um die anschließende Begegnung von Walser und Bubis wieder auf. Bubis resümierte kurz vor seinem Tod, er habe "fast nichts" in seinem Leben bewirkt – ein sehr subjektives Fazit, das der Wirklichkeit in keiner Weise gerecht wird. Ausgehend von den politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, an denen Ignatz Bubis beteiligt war, zeigt die Ausstellung im Jüdischen Museum wichtige Stationen aus dem Leben des ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. In einem medial umgesetzten Konzept lässt sie Freunde, Kritiker und Weggefährten zu Wort kommen. Anlass der Ausstellung ist der achtzigste Geburtstag von Ignatz Bubis im Jahr 2007.

KULTURpur empfehlen