Das Jüdische Museum Rendsburg hat nach viermonatiger Umbauzeit Sonntagmittag wieder seine Räume für die Öffentlichkeit freigegeben. Kulturministerin Anke Spoorendonk eröffnete eine große Retrospektive zu Ehren der Künstlerin Ilse Häfner-Mode. Museumsleiter Christian Walda präsentiert mehr als 100 Kunstwerke der Künstlerin.
Nach viermonatiger Umbauzeit und Komplettschließung ist das Jüdische Museum Rendsburg wieder geöffnet. Kulturministerin Anke Spoorendonk, Schirmherrin des Freundeskreises Jüdisches Museum Rendsburg e. V., kam nicht nur nach Rendbsurg, um sich von den Ergebnissen einer ersten Modernisierungsphase zu überzeugen, sondern auch um der Ausstellung mit Werken der Düsseldorfer Malerin Ilse Häfner-Mode die Ehre zu erweisen.
Als einziges Jüdisches Museum in Deutschland gibt es – neben der üblichen Vermittlung der Geschichte der Juden einer Region und der jüdischen Religion im Allgemeinen – in Rendsburg einen seit Bestehen des Museums konsequent verfolgten Auftrag, Werke von Künstlerinnen und Künstlern zu zeigen, die in der NS-Zeit als Juden verfolgt wurden und deren Werke aus diesem Grund größtenteils in Vergessenheit gerieten. Nicht nur die physische Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der Künstler in der Nazizeit führte zur minderen Rezeption ihrer Werke. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Westdeutschland ungern Kunst ausgestellt, die die Gefahr in sich trug, an die eigenen Verbrechen zu erinnern, allein weil die Schöpfer Juden waren. Das Jüdische Museum Rendsburg versteht es als einen seiner Aufträge, eine entsprechende Rehabilitierung im Sinne einer kunsthistorischen Korrektur zu betreiben.
Die aktuelle Wechselausstellung mit Werken von Ilse Häfner-Mode ist ein solcher Versuch. Die 1902 geborene Malerin Ilse Häfner-Mode gehörte einer Generation von Künstlern an, die in unruhigen Verhältnissen lebte, war ihre Zeit doch durch zwei Weltkriege, enorme gesellschaftliche Umbrüche sowie durch eine fruchtbare künstlerische Aufbruchsstimmung der Weimarer Republik wie danach durch die hermetische NS-Zeit bestimmt. Ihre Stellung als Jüdin und als Frau erschwerte ihre Position noch. Häfner-Mode wuchs in Berlin auf, wurde von den Nazis verfolgt, von der Schwiegertochter Max Pechsteins versteckt. Sie lebte und malte vor und nach 1945 in Leopoldshöhe und von 1955 bis zu ihrem Tod 1973 in Düsseldorf. Die rassistische NS-Verfolgung konnte Häfner-Mode, die erst 1944 in das Frauenlager Elben deportiert wurde, nur deswegen überleben, weil sie mit einem nicht-jüdischen Mann verheiratet war. Die beiden lebten bereits getrennt voneinander, aber Herbert Häfner und sie ließen sich schon deswegen nicht scheiden, weil ihre Ehe einen – wenn auch unsicheren – Schutz bot. Die Ausstellung wird durch eine Reihe von Werken des Sohnes von Häfner-Mode, Thomas Häfner (1920 – 1985), ergänzt, der auf der Flucht vor den Nazis als Neunjähriger allein nach Ceylon verbracht wurde – diese für den damaligen Jungen unverständliche Trennung von der Mutter erzeugte ein lebenslanges Trauma. Häfner gehörte zur Düsseldorfer Künstlergruppe der Jungen Realisten. Der fantastische Realist mit radikalen Themen um Sexualität und Tod, der in einer engen Beziehung zu seiner Mutter stand, wirkt in formaler wie inhaltlicher Hinsicht wie das Gegenteil von Häfner-Mode. Dieser Teil der Ausstellung, der sich Thomas Häfner und der Künstlerfamilie Häfner insgesamt widmet, findet sich im zweiten Geschoss des Museums. Die umfangreiche Schau zu Ilse Häfner-Mode mit etwa hundert Kunstwerken wurde durch Leihgaben von mehr als dreißig, fast ausschließlich privaten Leihgebern ermöglicht. Der Freundeskreis Jüdisches Museum Rendsburg e. V. hat für das Museum ein wichtiges Gemälde für das Museum erworben: „Maskerade“, um 1930.