Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Ausstellung gestattet einen Blick auf Alltag und Arbeiterkultur der 1920er und 1930er Jahre. Dabei werden nicht nur private Fotografien, sondern auch die in der Presse gezielt eingesetzten Aufnahmen gezeigt. Neben den Bildern von proletarischen Amateuren sind vor allem ästhetisch anspruchsvolle, künstlerische Fotografien von Walter Ballhause, Albert Hennig oder politische Fotomontagen von John Heartfield zu sehen. Die Bilder erzählen durch ihren spezifischen „Blick von unten“ in eigener Weise von den Verhältnissen in der Weimarer Republik bis zu den Kriegsjahren.
Die Ausstellung spiegelt die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Das Auge des Arbeiters. Untersuchungen zur proletarischen Amateurfotografie der Weimarer Republik am Beispiel Sachsens“ wieder, in dem von 2009 bis 2012 am Dresdner Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde etwa 5.000 Fotografien aus Archiven und Museen erschlossen wurden. Dabei lag der Fokus aufgrund der Überlieferungsbildung in der DDR auf der kommunistisch inspirierten und von Willi Münzenberg aufgebauten Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands. Bis 2015 wird die Ausstellung in den Kunstsammlungen Zwickau, im Käthe Kollwitz Museum Köln und im Stadtmuseum Dresden gezeigt.
Die in fünf Kapitel gegliederte Schau bietet nicht nur einen Blick auf den deutschen Alltag und die Arbeiterkultur der 1920er Jahre. Die Fotografien werden so angeordnet, dass das Sehen der Amateure thematisiert und nachvollziehbar wird: als Wegbewegung vom rein „dokumentarischen“ hin zu einem „bildmäßigen“ Zeigen der Welt, um diese zu erklären und für ihre Veränderung zu agitieren. Im Käthe Kollwitz Museum Köln werden die Arbeiterfotografien zudem in einen Bezug zu einer weiteren Bildwelt der Weimarer Republik gesetzt – den Zeichnungen und Druckgrafiken von Käthe Kollwitz. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine sehr reich illustrierte Publikation im Spector Verlag Leipzig, die in zahlreichen Aufsätzen die Thematik differenziert auffächert.