Wie könnte in unserer heutigen Zeit ein Ort der Stille aussehen? Wie viel und welchen Lebensraum benötigt eine Person für eine menschenwürdige Existenz? Mit diesen Fragen beschäftigten sich 50 ArchitekturstudentInnen der TU Berlin im Wintersemester 2014/ 2015. Ihre Konzepte für einen Ort der Stille, ein fiktives Kartäuserkloster des 21. Jahrhunderts auf der Halbinsel Pehlitzwerder, werden im Kloster Chorin ausgestellt.
Das Leben im Kartäuserkloster geht einher mit einer strikten Abkehr von der Welt, Schweigen und Stille, weshalb sich viele Kartausen in schlecht erreichbaren Lagen befinden. Wegen ihrer Abgeschiedenheit wurde im 13. Jahrhundert die Halbinsel Pehlitzwerder am Parsteiner See in der Schorfheide als Standort eines Zisterzienser-klosters ausgewählt. Nach wenigen Jahren wurde das Kloster aufgegeben, nach Chorin verlagert und 1542 säkularisiert. Heute gehört das Kloster Chorin zu den bedeutendsten Baudenkmalen der frühen Backsteingotik. An diesem Ort wird die (Architektur-)Geschichte der ehemaligen Zisterzienserabtei vermittelt. Die ehemalige Abtei ist heute sowohl Veranstaltungs- und Ausstellungssort als auch ein Ort der Stille.
Die gegenwärtige Auseinandersetzung mit Orten der Stille und fremden Lebenswelten ist für die Architekten und Dozenten Guido Neubeck, Daniel Korwan, Arda Karasu und die StudentInnen im Zeitalter der Urbanisierung auch außerhalb der kirchlichen Thematik von großer Relevanz.Seit Le Corbusier existiert eine Kontinuität vom auf das Existenzielle reduzierten mittelalterlichen Kloster hin zur modernen Raumbildung. Themen wie das Nebeneinander von Isolation und Gemeinschaft oder Prinzipien der Selbstversorgung sind noch heute Gegenstand der Architekturdiskussion. Die Modelle und Visualisierungen, die bis zum 15.6.2015 im Kapitelsaal des Klosters Chorin zu sehen sind, berücksichtigen die Einbettung des Klosters in eine bestehende Kulturlandschaft, die Organisationsschemen einer Kartause und das Material, das ganz wesentlich zu der Verräumlichung beiträgt.