01.02.2009 - 19.04.2009
Ort: Villa Schlikker
Das Kulturgeschichtliche Museum Osnabrück präsentiert in der Villa Schlikker - dem "Haus der Erinnerung” - die Wanderausstellung des Erinnerungszentrums Lager Westerbork (Herinneringscentrum Kamp Westerbork) "Lachen im Dunkeln. Das Lager Westerbork”.
In den Jahren 1942 bis 1944 wurden von dem Polizeilichen Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden mehr als 100.000 niederländische und deutsche Juden sowie eine kleine Gruppe Sinti und Roma deportiert. Nur 5.000 überlebten die Schrecken der Konzentrations- und Vernichtungslager. In den Niederlanden ist die Geschichte des Lagers Westerbork untrennbar mit der Geschichte der Schoah verbunden.
Um die wahren Absichten der bevorstehenden Deportation zu verschleiern, wurde der Anschein erweckt, als fände im Lager ein normaler städtischer Alltag statt. Während die Lagerinsassen in den verschiedenen Industriebaracken arbeiteten, besuchten die Kinder die Schule. Es gab einen Spielplatz, ein Lagergeschäft, Musik- und Kabarettveranstaltungen und Sportturniere. All dies erzeugte bei den Lagerinsassen die trügerische Hoffnung, sie seien durch eine gute Anstellung im Lager unabkömmlich. Dies erwies sich jedoch als falsch. Nahezu alle Lagerinsassen standen früher oder später auf den Transportlisten. Noch in den Deportationszügen beruhigten sich die Menschen über ihre Abfahrt aus Westerbork hinaus mit der Illusion, dass der Schulbesuch ihrer Kinder irgendeinen rationalen Zweck gehabt haben könnte.
Heute ist gerade der Kontrast zwischen der trügerischen Hoffnung der Lagerinsassen und den tatsächlichen Geschehnissen unfassbar. Er ist besonders beeindruckend in Filmaufnahmen dokumentiert. Der "Westerborkfilm” von 1944 zeigt Bilder vom Alltagsleben in Lager, aber auch Szenen abfahrender und eintreffender Deportationszüge. Diese Filmaufnahmen, die als Rohmaterial vorliegen und nicht zu Propagandazwecken umgeformt wurden, sind einzigartig.
Das "Erinneringszentrum Lager Westerbork” hat über den trügerischen Alltag des Lagers Westerbork eine Ausstellung erstellt. Im Zentrum stehen die verschiedenen Freizeitbeschäftigungen. Anhand von Tonbandaufnahmen, Zeichnungen, Fotos und dem erwähnten Filmmaterial kommen die krassen Gegensätze des Lagers zwischen dem Alltag der "Stadt auf der Heide” und den Deportationen zum Ausdruck.
Vor allem von der "Bühne Lager Westerbork”, an der die bekannten Berliner Künstler Willy Rosen, Erich Ziegler und Max Ehrlich gearbeitet haben, sind umfangreiche Materialien erhalten. Fotos, Zeichnungen, Liedtexte, Filmmaterial, Bauzeichnungen, Bühnenbildentwürfe und Zeitzeugenberichte liefern ein nahezu lückenloses Bild einer der gezeigten Revuen.