Schloss Bonndorf hat in den letzten Jahren nicht nur der Klassischen Moderne im Allgemeinen, sondern insbesondere der Kunst der sogenannten Neuen Sachlichkeit Beachtung geschenkt. So waren zwei Ausstellungen in den Jahren 2001 und 2008 dem Werk des Freiburger Künstlers Rudolf Dischinger gewidmet. Und im Jahr 2012 präsentierte Schloss Bonndorf mit großem Erfolg Werke des lange vergessenen Richard Ziegler.
Nun widmet sich das Kulturzentrum des Landkreises Waldshut den Arbeiten von Rudolf Schlichter und Kurt Weinhold. Weinhold wurde 1896 in Berlin geboren und starb 1965 in Calw. Er war Sohn des Malers Carl Weinhold, von dem er auch unterrichtet wurde. 1922 heiratete er Margarete Schüz und zog zu ihr nach Calw, wo er sich mit Rudolf Schlichter befreundete. Schlichter wurde 1890 in Calw geboren und starb 1955 in München. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Seine Lehrer waren u. a. Wilhelm Trübner und Hans Thoma. An der Karlsruher Akademie entwickelte er sich in Auflehnung gegen tradierte Wertvorstellungen zu einem Künstler, der sich den zeitgenössischen Bohème-Idealen und der antibürgerlichen Politik verbunden sah. Sein Freundes- und Bekanntenkreis reichte von Brecht über Döblin und Grosz bis hin zu Zuckmayer und den Brüdern Ernst und Friedrich Georg Jünger. 1925 waren Werke Schlichters in der Ausstellung Neue Sachlichkeit in Mannheim zu sehen. Zwei Jahre danach lernte er seine spätere Frau Elfriede Elisabeth Koehler, genannt Speedy, kennen und begann sich von der Politik abzukehren und dem Katholizismus zuzuwenden. Die Bonndorfer Ausstellung richtet den Fokus auf die Darstellung des Menschen in den Werken von Rudolf Schlichter und Kurt Weinhold. Sie konzentriert sich dabei auf die neusachliche Schaffensphase der beiden Künstler.