Malerei ist eine statische Kunst, die sich, anders als die Musik, nicht in der Zeit, sondern in der Fläche entfaltet. Daher mag es zunächst verblüffen, dass sich der Freiburger Künstler Thomas Kitzinger in seinem Werk mittelbar mit dem Vergehen von Zeit auseinandersetzt, was möglicherweise mit seiner intensiven Proust-Lektüre zusammenhängt. In seinem Oeuvre liegt der Akzent nicht auf dem Präsens: In seinen Porträtserien „stellt Zeit sich wie ein unmerklich langsames, namenloses Fließen dar, ein Fließen, das von Bild zu Bild führt" (Christiane Grathwohl-Scheffel). In ihrer reduzierten Farbigkeit und ihrer stillen Hermetik konfrontieren uns Kitzingers Bilder mit uns selbst. Gleichgültig, welchem Genre sich der Künstler auch zuwendet: Seine hochartifiziellen Werke erweisen sich als Projektionsflächen, als Medien der Selbsterkenntnis - und sind zugleich wunderschön, großartige Kunst, die ganz selbstverständlich ihre persönliche Signatur in die Tradition der jeweiligen Gattung einträgt.
Thomas Kitzinger gehört zu den wichtigsten lebenden Künstlern in Baden-Württemberg. Er wurde 1955 in Neunkirchen/Saar geboren und lebt und arbeitet in Freiburg. Kitzinger ist Mitglied des Künstlerbundes Baden-Württemberg und des Deutschen Künstlerbundes. 1987 erhielt er ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg, 1997 ein Arbeitsstipendium des Kunstfonds Bonn e. V., 1998 den Kunstpreis der Sparkasse Karlsruhe sowie den Kunstpreis Zeitgenössische Kunst am Oberrhein. Im Jahr 2000 folgte das Stipendium Cité International des Arts Paris. 2004 hatte Thomas Kitzinger das Gastatelier der Kunststiftung Baden-Württemberg in Berlin inne. 2005 folgte der Kunstpreis der Stadt Donaueschingen und 2010 der Rheinhold-Schneider-Kulturpreis der Stadt Freiburg. Die Bonndorfer Ausstellung findet u. a. aus Anlass von Thomas Kitzingers 60. Geburtstag im Jahr 2015 statt.