Die Ausstellungen vereinen die Arbeiten von zwei sehr unterschiedlichen Künstlerinnen unter einem Dach. Nora Steiner (*1981, Zürich) beschäftigt sich mit der Malerei von Wahrnehmungsphänomenen. Dabei bedient sie sich der Grundlagen der Malerei. Nach Rezepten aus der Renaissance malt sie in dünnen, farbigen Schichten in altmeisterlicher Lasurtechnik auf einen Kreidegrund. In der Kunst Halle Sankt Gallen stellt sie einen Werkzyklus vor, an dem sie während der letzten fünf Jahre gearbeitet hat. Es handelt sich um grossformatige Leinwände, welche die Künstlerin mit farbigen Lasuren in technisch aufwendigen Prozessen langsam verdichtete. Ausgehend von ihrem Interesse an schwarzen Löchern nähert sich Nora Steiner malerisch dem Unbekannten und Unsichtbaren an. Das Resultat sind spektakuläre Bilder, die trotz ihrer Einfachheit eine starke räumliche Präsenz entfalten. Zur Ausstellung ist ein Künstlerheft erschienen. Die bevorzugten Arbeitsinstrumente von Anna Witt (*1981, Wasserburg am Inn/DE) sind Performance und Video. Damit untersucht die Künstlerin soziopolitische Themen und wie der Körper, sein Aktionsradius und seine Bewegungen auch immer Träger einer Botschaft sind. In St. Gallen zeigt Witt zwei ihrer jüngsten Arbeiten: Im Projekt Durch Wände gehen (2015) sucht sie ausgehend von zwei individuellen Erfahrungen von Flucht nach Analogien zwischen aktuellen und historischen Ereignissen, die das Leben der ProtagonistInnen – einem nach Sachsen geflüchteten Syrer und einer aus der ehemaligen DDR geflüchteten Deutschen – massgeblich verändert haben. In der Videoarbeit Gemeinschaft ohne Eigenschaften (2015) beobachtet die Künstlerin eine zufällig in einem Raum versammelte Gruppe und das Verhalten der Beteiligten in dieser erzwungenen Gemeinschaft auf Zeit. Die für die Ausstellung produzierte Videoarbeit Die Suche nach dem letzten Grund (2016) ist in Zusammenarbeit mit dem Debating Club der Universität St. Gallen (HSG) entstanden und behandelt die brisante Frage “Warum nicht über die Wahrheit sprechen?“.