Stephen Prina (*1954 in Galesburg, Illinois, USA) integriert in seiner Kunst ein breites Spektrum visueller Medien: Von Malerei über Installationen und Videos bis
hin zu Performances. Im Zentrum steht die Übersetzung und Rekontextualisierung bereits existierender kultureller Artefakte. Dabei unterscheidet er nicht zwischen eigenem Werk und angeeignetem Material. Wie die KünstlerInnen der Appropriation Art verwirft er auf diese Weise den Originalitätsanspruch eines Werks und macht die Wiederaufnahme zu seinem produktiven künstlerischen Verfahren.
«...an artwork can not be reduced to the ideas that generate it.»
«I ain’t n-n-no conceptual artist», Stephen Prina
Prinas künstlerische Praxis kann durchaus als konzeptuell bezeichnet werden. Anders als die sprachorientierten Arbeiten der Konzeptkünstler der 60er und 70er Jahre aber, hinterfragt Prina in Installationen wie Exquisite Corpse: The Complete Paintings of Manet (1988-heute) oder Monochrome Painting (1988–1989), die Ausstellungs- und Klassifizierungskonventionen von Kunst durch die Museen, den Markt oder
die Kunstgeschichte.
Seine Werke, die oft einen ortsspezifischen Bezug haben, entwickelt Prina
meist von Projekt zu Projekt. Als Ausgangslage kann eine Institution, deren Sammlungsgeschichte oder bereits veröffentlichte Kataloge dienen. Der Ausstellungsort wird damit zum Ausgangspunkt seiner Arbeiten, welche zum einen
in der Tradition der Institutional Critique die institutionellen, sozialen und strukturellen Rahmenbedingungen von Kunst untersuchen und zum anderen eine Vielzahl neuer, expandierender Narrationen erfahren.
Prinas Werk offeriert ein Netz an kulturellen Referenzen und innerwerklichen Bezügen. Dieses wird durch sein Interesse an der Musik erweitert, das von Schönberg über Sonic Youth zu John Cage, Joni Mitchell über Glenn Gould reicht. Eigene Veröffentlichungen und sein Mitwirken im Musiker- und Künstlerkollektiv Red Krayola, unter anderem mit Albert Oehlen, Jim O’Rourke oder David Grubbs, haben ihn, über seine Arbeit als visueller Künstler hinaus, innerhalb einer interessierten Öffentlichkeit bekannt gemacht.
In der Kunst Halle Sankt Gallen verdichten sich neu geschaffene Werke und angeeignetes Material, zwischen Sammelobjekten aus Keramik, Andenken und Kunst-Reproduktionen, zu einem kaleidoskopartigen Blick auf Prinas Geburtsort Galesburg, einer amerikanischen Kleinstadt an der Peripherie, durchaus vergleichbar mit St. Gallen. Die Provinzstadt Galesburg dient als Projektionsfläche für persönliche Erinnerungen und bettet zugleich seine Biografie in einen übergeordneten historischen und kulturellen Kontext ein. Erinnerungen, die in der Welt als Objekte zirkulieren, finden zusammen und werden im Ausstellungsraum, und darüber hinaus im öffentlichen Raum der Stadt St. Gallen, neu konfiguriert. Die Vergangenheit Galesburgs bekommt eine räumliche Entsprechung. Ein Hauch von Sentimentalität kommt auf, der sich sogleich der musealen und akribischen Präsentationform, sowie dem Humor, der Prinas Werk eigen ist, gegenübersieht. So verflicht Stephen Prina seine eigene Biografie mit den historisierenden Methoden musealer Ausstellungskonventionen und eröffnet eine Erzählung zwischen allgemeiner und subjektiver Narration.
Stephen Prina (*1954 in Galesburg, Illinois, USA) lebt und arbeitet in Los Angeles und Cambridge (Massachusetts, USA), wo er als Professor für Visual and Environmental Studies in Harvard unterrichtet. Einzelausstellungen (Auswahl): Galerie Gisela Capitain, Köln (2014); Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; Petzel, New York (2013); Wiener Secession; Kölnischer Kunstverein (2011); Contemporary Art Museum St. Louis (2010); Centro Andaluz de Arte Contemporaneo, Sevilla; Bergen Kunsthall; Kölnischer Kunstverein (2009); Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (2008). Gruppenausstellungen (Auswahl): Centre Pompidou, Paris (2014); The Hammer Museum, Los Angeles; Contemporary Arts Museum Houston (2013); Palais de Tokyo, Paris (2012); Museum of Contemporary Art Chicago; Institute of Contemporary Art, Boston; Walker Art Center, Minneapolis (2012); Documenta IX, Kassel (1992); Venedig Biennale (1990). Prinas Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, u.a.: Carnegie Museum of Art, Pittsburgh; Hammer Museum, L.A.; Los Angeles County Museum of Contemporary Art; Museum Boijmans-van Beuningen, Rotterdam; Museum of Contemporary Art, L.A.; Museum of Modern Art, New York; Museum Ludwig, Köln; Whitney Museum of American Art, New York.