Ludwig Meidner (1884 – 1966) war in einer jüdischen, allerdings nicht religiös geprägten Familie aufgewachsen. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges wandte er sich der Religion zu. Seine intensive Auseinandersetzung mit Propheten, Büßern, Betenden und Sibyllen setzte 1915/16 ein und sollte bis zu seinem Lebensende anhalten. Zur Leitfigur wurde der alttestamentarische Prophet, ein von Gott berufener Seher und Mahner, der das vom rechten Glauben abgefallene Volk zu Umkehr aufruft. Unter den Künstlern des Expressionismus war der Prophet eine beliebte Gestalt, für Meidner wurde er eine Art alter ego. In seinen »Apokalyptischen Landschaften« hatte er mit fast schon visionärer Voraussicht vor kommendem Unheil gewarnt. Die Zeichnungen entstanden vor 1914, die darin enthaltenen Befürchtungen sollten sich mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges auf traurige Art bewahrheiten.