Die hohe Verfügbarkeit von Technologien ist für die zeitgenössische Kunstproduktion nicht folgenlos geblieben. Verstärkt wurden die damit einhergehenden Entwicklungen durch eine massive Professionalisierung des Kunstfeldes. Die guten Seiten wie die innere Logik dieser Veränderungen sind unbestreitbar. Dennoch beschleicht einen in ihrem Windschatten ein schales Gefühl: Immer mehr, was man sieht, lässt einen auf seltsame Weise unberührt. Immer wieder Posen der Distanzierung, anonyme Ästhetiken und unterkühlte Stimmungen. Gespiegelt und kommentiert wird eine heutige Lebenswirklichkeit, die von verfeinerter Überproduktion, übermässiger Kommunikation und laufender Selbstoptimierung geprägt ist. Sie wird kritisch betrachtet, entfremdet die künstlerische Produktion aber von sich selbst. Unter diesen ambivalenten Verhältnissen lässt sich die Frage stellen, in welchem Mass künstlerische Produktion mit dem Alltag und dem Zeitgeist ineinanderfallen soll und inwiefern nicht vielmehr das Herstellen einer Absetzung davon dringlich erscheint.
In der Ausstellung Raw and Delirious wird eine Sehnsucht formuliert nach Situationen und Erfahrungen, die dieses Ineinanderfallen mit dem Jetzt, die Pose und Glattheit unterbrechen. Ein Wunsch nach Gesten und Objekten, die in ihrer Absonderung angreifbar sind. In denen Fragen nach dem heute ästhetisch Angebrachten und Unangebrachten laut werden. Die das Unzeitgemässe neu bestimmen. Die die Grenzen des Zumut- und Unzumutbaren strapazieren.
Die gezeigten Werke arbeiten mit einfachen bis hin zu althergebrachten Techniken. Die Hand ist in ihnen teils bis hin zu ihrem Ungenügen erkenntlich. Sie sind nicht höflich, reibungslos, diskret. Sie schmücken sich nicht mit dem Gewand des Geschickten. Eher kann manchen Werken attestiert werden, sie seien zu laut, zu subjektiv, zu befindlich, zu enthusiastisch und unbefangen, zu krude, zu obszön kalauernd oder zu zufällig.
Die Arbeiten lassen sich dabei nicht auf einen inhaltlichen Nenner stilllegen. In Beziehung stehen sie durch ihren Drang zum Ausdruck und ihre einfache Materialität. Immer wieder zeigen sich rohe Gesten, die häufig körperbezogen auftreten. Es kann zu Verunreinigungen kommen, es wird aber auch nach der Reinheit gesucht. Die Werke bewegen sich in einem Zwiespalt.
Die Ausstellung zeigt ein Kaleidoskop an Formen der Störung und Distanzlosigkeiten, die die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten einer widerspenstigen Absetzung herausfordern.