Mit über 150 Werken präsentiert „Im Fokus! Zeitgenössische Fotografie und Videokunst aus der Sammlung“ vor allem Schenkungen und Ankäufe der letzten zehn Jahre. Zahlreiche Arbeiten werden zum ersten Mal ausgestellt oder können nach vielen Jahren wiederentdeckt werden. Dazu gehören Werkserien von Hiroshi Sugimoto, Tom Wood, Cordula Schmidt ebenso wie Neuzugänge von Wolfgang Tillmans, Sam Taylor-Wood, Christian Jankowski, Clemens von Wedemeyer, Heidi Specker, Martin Liebscher, Matthias Hoch, Roman Signer und vielen mehr.
Seit jeher beginnt Bildfindung und Inszenierung mit der Entscheidung, etwas in den Fokus zu rücken. Das Zoomen und aktive Navigieren um den Fokuspunkt herum entscheidet über Schärfe und Unschärfe unserer Wahrnehmung, ebenso wie über Schärfe und Unschärfe von Wahrheit. Bestes Beispiel ist das in den Fokus gerückte mediale Bild. Es regiert heute unsere Aufmerksamkeitskultur, über die wir kaum mehr selbst entscheiden. All dies ist zugleich immer wieder Thema kritischer, ironischer oder subversiver Fragestellungen von Künstlern geworden. Dem medialen Bild wird ein kompletter Raum gewidmet. Eine eigens für die Ausstellung konzipierte Wandarbeit und Fotografien des Künstlerkollektivs M+M visualisieren umstrittene Reden von medial allpräsenten Regierungsoberhäuptern wie George W. Bush, Putin und Ahmadinedschad.
Ein anderer Ausstellungsraum kreist um die Frage des „Selbst“ und der narzistischen Selbstbespiegelung. Darunter sowohl Klassiker wie Bjørn Melhus‘ Video „Das Zauberglas“ als auch „Eldena“ von Martin Liebscher. Ein weiterer Werkkomplex thematisiert die Bedeutung des „Ortes“ in der Fotografie. In diesem Kontext werden u.a. Martin Honerts Skulptur „Foto“ gezeigt, die auf ein fotografisches Kindheitserlebnis am Küchentisch zurückzuführen ist. Die Authentizität von Bild und Bildmotiv wird unter anderem anhand von Thomas Ruffs „Substrat“ und Beckers „Fakes“ Serie in Frage gestellt. Beckers Serie zeigt Objekte aus dem Archiv der Asservatenkammer des Kölner Zollkriminalamtes. Sie sind alles andere, als sie in ihrer Alltäglichkeit erscheinen: kreative Erfindungen für Schmuggel und Produktpiraterie. In der Mediengalerie kreisen die ausgestellten Werke um das Publikum und das Performative. So thematisiert beispielsweise Egbert Trogemanns Werkgruppe „Audience“ das dialogische Verhältnis von Blick- und Gegenblick, von Autor und Publikum.
Der Titel „Im Fokus!“ markiert nicht nur eine thematische Leitlinie der Ausstellung, die vom 8. Juni 2013 bis zum 5. Januar 2014 präsentiert wird. Er zeigt ebenso zahlreiche Bezugsfelder der Fotografie auf, die sie auf zahlreichen Um- und Abwegen in den letzten Jahren zu anderen künstlerischen Gattungen formuliert und fixiert hat. So spielen nicht nur neue Reproduktionstechniken eine Rolle für die Verbreitung fotografischer Bilder, sondern auch ihre Einbettung in Videos und skulpturalen Installationen. Videos von Bjørn Melhus, Christian Jankowski, Arnold von Wedemeyer und Pipilotti Rist beleuchten dieses ebenso exemplarisch wie Skulpturen und Objekte von Martin Honert, Michael Sailstorfer oder Christoph Schlingensief.
Die ausgestellten Werke werden um ausgewählte Leihgaben ergänzt, die die bestehenden Stärken der Sammlung unterstreichen und gleichzeitig Impulse geben. Diese umfangreiche Präsentation ist die Antrittsausstellung der neuen Kustodin für Kunst des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Kunst Dr. Sabine Maria Schmidt.