Sport durchdringt heute nahezu alle Lebensbereiche. Er gehört zum modernen Lifestyle, er wird zum populären Massenspektakel oder verleiht elitäres Prestige. Der Siegeszug des Sports begann in Deutschland vor über hundert Jahren. Max Liebermann war der erste deutsche Künstler, der sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzte. Die Sonderausstellung „Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport" in der Kunsthalle Bremen untersucht Max Liebermanns Blick auf Bewegung und Sport und erzählt zugleich die Geschichte vom Reiten, Tennis und Polo in der Kunst.
Werke von Edgar Degas, Édouard Manet und Henri de Toulouse-Lautrec veranschaulichen Liebermanns Inspiration durch die französische Malerei und Graphik. Seine Darstellungen der Tennis- und Polospieler sind in Frankreich und Deutschland ohnegleichen. Die Einzigartigkeit seiner Sportmotive wird durch die Betrachtung ausgewählter Werke englischer und deutscher Zeitgenossen wie John Lavery oder Max Slevogt deutlich.
Ende des 19. Jahrhunderts wandte sich Max Liebermann zunächst Motiven von Sommergästen an der Nordsee zu. Dort malte er anfangs Badende und Reiter am Wasser, später dann moderne Sportarten wie Tennis. Polo und Pferderennen, die in England bereits seit einiger Zeit populär waren, beobachtete er in Hamburg und Florenz. Vor allem in der Zeit von 1900 bis 1914 beschäftigte sich Liebermann mit diesen Motiven. Die Sportarten vermittelten ein Bild des wilhelminischen Großbürgertums, das sich in seinen Freizeitbeschäftigungen am englischen Sportsman orientierte.
Nach dem Ersten Weltkrieg, in den zwanziger Jahren, rückten die sportlichen Motive bei Liebermann in den Hintergrund. Stattdessen begannen jüngere Künstler, den Sport als Thema zu entdecken. Vor allem populäre Massensportarten wie Fußball oder Boxen entdeckten sie als Motiv. Die Boxerdarstellungen von Willy Jaeckel, Renée Sintenis oder Rudolf Großmann spiegeln diesen Wechsel des Blicks vom eleganten Rasensport in freier Natur zum schweißtreibenden Körpereinsatz im urbanen Sportpalast. In der Ausstellung werden rund 140 Werke präsentiert und darüber hinaus historisches Material gezeigt. Die Gemälde, Skulpturen sowie Arbeiten auf Papier stammen aus internationalen Museen und Privatsammlungen sowie aus der Sammlung der Bremer Kunsthalle.