Ob Videos, Soundinstallationen, selbstgefertigte Objekte, vor Ort gefundene Gegenstände oder Eingriffe in den Ausstellungsraum - Dino Steinhof (*1987) nutzt die verschiedensten Medien und Materialien, um mit seinen vielfältigen Arbeiten neue Wahrnehmungsräume zu schaffen und gewohnte Denkmuster aufzubrechen.
Ausgangspunkt von Steinhofs Arbeiten ist der Ausstellungsort selbst. In Auseinandersetzung mit dessen Architektur und institutionsspezifischen Merkmalen verändert er durch Interventionen die räumliche Situation, rückt durch das Austauschen oder Verschieben gewohnter Elemente bisher Unbeachtetes in den Vordergrund oder lenkt unsere Aufmerksamkeit durch das Hinzufügen von Objekten auf vorhandene Strukturen. Im vergangenen Jahr realisierte Steinhof die performative Installation „Relaxation“. Fünf verschiedenfarbige Gymnastikbälle schwammen als Zeichen für Vitalität, Balance und Kraft im Teich eines Klinikparks, so dass selbst die Bälle die für eine solche Institution vorgesehene Erholung und Entspannung fanden. Nachdem sie der Wind während des Aktionszeitraums zu immer neuen Formationen trieb, wurden sie im Anschluss wieder als Sitz- und Therapiebälle eingesetzt.
Auch die skulpturalen und installativen Arbeiten des in Berlin lebenden Künstlers weisen einen thematischen Bezug zum Ausstellungsort auf. Häufig sind diese Verbindungen jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar, wirken die Objekte, Projektionen oder Klänge zunächst eher irritierend. Für die Arbeit „Alle Formen“ (2013) übertrug Steinhof die Grundrisse einzelner Räume der Kunstakademie Münster im Maßstab 1:10 auf Spanplatten und verteilte diese skulpturalen Einzelteile unabhängig von den jeweils korrespondierenden Räumen isoliert oder in Gruppen in dem Gebäude.
Neben den selbstgefertigten Objekten greift er auf industriell gefertigte, technisch generierte oder von Privatpersonen angebotene Produkte zurück, die heute aufgrund der weltweiten Vernetzung und der stetig voranschreitenden Informationstechnologie jederzeit und überall verfügbar sind und unser Leben mit einer unbeachteten Selbstverständlichkeit prägen. Herausgehoben aus dieser Masse von Gegenständen werden sie in den ungewohnten Kontext des Ausstellungsraumes überführt und damit auf eine neue Bedeutungs- und Wahrnehmungsebene gehoben.
Nicht selten verändert Steinhof Material, Größe oder Farbe der Motive und Objekte, die er ausgehend von den städtischen, geografischen, sozialen oder wirtschaftlichen Charakteristika der Umgebung wählt, hin zu einer abstrakteren, reduzierteren Formensprache und einer betonten Materialität. So werden die ursprüngliche Herkunft und Funktion eines Objektes verschleiert, der skulpturale Aspekt hervorgehoben und zugleich neue Assoziationsmöglichkeiten geschaffen.
Dino Steinhof studierte bei Ayşe Erkmen an der Kunstakademie Münster und an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach Ausstellungsbeteiligungen in u.a. Hamburg, Münster, Gelsenkirchen, Kopenhagen, Maastricht und Berlin präsentiert die Kunsthalle Bremerhaven unter dem Titel „In a hurry“ nun Steinhofs erste institutionelle Einzelausstellung.