Die Kunsthalle Bremerhaven zeigt ab dem 20. September eine Einzelausstellung mit Werken des aus New York stammenden Künstlers Jeff Cowen, der das Fotografieren Ende der 1980er Jahre in den Straßen seiner Heimatstadt begann. Er arbeitete als Assistent von Larry Clark und Ralph Gibson, doch im Laufe der 1990er Jahre wandelte sich sein künstlerischer Ansatz radikal, bedingt durch intensive Studien in den Bereichen der Zeichnung und der Malerei. Diese Zeit prägte die künstlerische Suche nach dem Verhältnis zwischen fotografischen Bild und Abstraktion nachhaltig. Seine fotografischen Arbeiten, die in der Dunkelkammer seines Berliner Ateliers entstehen, bewegen sich an der Grenze zwischen Malerei, Fotografie, Zeichnung und Skulptur. Wie die Farbe in der Malerei nutzt er die Chemikalien in seiner Dunkelkammer, erarbeitet die Kompositionen und lässt ebenso den teils unkontrollierbaren Prozessen ihren Freiraum. Die Entwicklung vom fotografischen Bild bis zum individuellen und malerischen Abzug kann Monate oder gar Jahre andauern. Der Prozess ist zum Teil bewusst gesteuert, jedoch nicht im Vorfeld festgelegt. Cowen ist auf der Suche nach etwas, das er rational nicht versteht, von dem er aber spürt und weiß, dass es existiert. Fotografien sind für ihn insofern keine technische Mittel einer visuellen Archivierung. Vielmehr gilt sein Interesse den grundsätzlichen künstlerischen Möglichkeiten des Mediums.
In einer neuen Werkserie, die nun in Bremerhaven erstmals ausgestellt wird, beschäftigt sich der Künstler mit der fotografischen Verbildlichung von Verdunkelungen, Schatten und partiellen Ausblendungen. Die Fokussierung auf das Nicht-Sichtbare oder nur Undeutlich-Sichtbare negiert die eigentliche Funktion des Mediums, die erlebte und gesehene Umwelt für andere zu objektivieren. Das Ereignis einer Sonnenfinsternis (solar eclipse) ist hier eine Ausnahme, da der blendende Himmelskörper erst durch den Filter des Mondes in klaren Umrissen betrachtet werden kann. Die Überblendung ermöglicht einen klaren Blick für das Wesen des Bildes. Die Fotografie ist ein transformativer Prozess, für die Beobachter und das Beobachtete. Bei den Bildern dieser neuen Serie drängt Jeff Cowen den Realitätsbezug weit in den Hintergrund und fordert zugleich alternative Herangehensweisen an das Medium ein. „Wie die Stille lassen sich meine Fotografien vor allem durch das beschreiben, was sie nicht sind.“ (Jeff Cowen)