Die Künstler der Schau lassen durch die Verschleifung von Bildebenen, durch Schwebezustände, Brüche in der Perspektive und ungewöhnliche Blickwinkel einen verwirrenden, haltlosen Raum entstehen. Diesen Nicht-Raum nutzen sie, um Grenzen des Erzählens zu überwinden. Sie thematisieren psychische Desorientierung, die bildnerische Darstellung historischer Katastrophen - und künstlerische Inspiration.
Miriam Vlaming (geb. 1971, Studium bei Arno Rink und Jan Dibbets, Einzelausstellung u.a. Kunsthalle Mannheim 2009) löst Alltagswelten durch räumliche Haltlosigkeit symbolisch auf. "Dead Moon" zeigt einen Wohnwagen in einer Landschaft, die in geheimnisvolle Strahlungen gehüllt ist. Die Landschaft wird von flächigen amorphen Bildsektoren unterbrochen. Sie verwirrt den Betrachter und löst die 'Behaglichkeit' der Szene mit dem beleuchteten Camper vollends auf. Das Bild mit dem symbolträchtigen "Rolling Home" steht so für eine neue Form des künstlerischen Erzählens, die alltägliche Gefühle von Beheimatung und Sicherheit durchbricht und eine neue Orientierung im Ungewissen verlangt.
Sven Kroner (geb. 1973, Studium bei Dieter Krieg, Einzelausstellung u.a. Römermuseum Xanten 2011) läßt den Betrachter haltlos in großen Höhen schweben. Aus dieser Gottesperspektive entdeckt der Rezipient merkwürdige, absurde Szenen, die den Alltagsverstand aushebeln. So ist auf einer kleinen Insel auf unerklärliche Weise ein riesiges Schiff gelandet, das kaum den Weg über das im Bild erkennbare schmale Rinnsaal genommen haben kann. In der haltlosen Welt ist die Funktion des Fahrzeugs völlig außer Kraft gesetzt. Der "grundlose" Raum steht so auch für das künstlerische Programm, Zweckbindungen symbolisch aufzuheben und die freie, paradoxe Phantasie buchstäblich zu beflügeln.
Emmanuel Bornstein (geb. 1986, Studium u.a. Ècole Nationale Supérieure des Beaux Arts, Paris, Einzelausstellungen u.a. Centre National des Arts, Ottawa, Canada 2008) verbindet allegorische Bildmuster mit räumlichen Diskontinuitäten. So zeigt er in seinen großformatigen Darstellungen "Waldbowling" Wölfe bei einem dämonischen Kegelspiel im Wald. Die Raubtiere tragen Tarnanzüge, erscheinen wie uniformiert, und erinnern an brutale Soldaten. In vielen seiner Gemälde nutzt Bornstein die Wölfe, um explizit an das nationalsozialistische Regime zu erinnern. Der Waldboden ist in wörtlicher Weise haltlos: Er wird von Schlünden unterbrochen, die wie Eingänge zur Hölle wirken. Die Destabilisierung des Grundes wird zu einem Symbol für das Chaos der Apokalypse und schließlich für den drohenden Tod.