17.06.2012 - 19.08.2012
Der gebürtige Thurgauer Max E. Ammann erwarb bereits mit 18 Jahren ein erstes Kunstwerk. In den Sechzigerjahren arbeitete er als Auslandskorrespondent für verschiedene Schweizer Zeitungen in New York. Hier lernte er Künstler wie Andy Warhol, Larry Rivers oder Helen Frankentaler kennen. Die Arbeit als Präsident der Internationalen Vereinigung der Pferdesportjournalisten und als Direktor des Springreiter-Weltcups führte ihn und seine Frau Korine rund um die Welt. Die Reisen nutzten beide immer auch für Museums- und Atelierbesuche bei Künstlern, wobei sich letztere seit den 1995er Jahren mehr und mehr auf Außenseiterkünstler konzentrierten. Die Außenseiterkunst bildet im Kunstbetrieb eine kleine, in sich geschlossene Welt. Sie ist ein Ort des Phantastischen, des Querdenkens, der Obsession und des Tabubruchs. Hier öffnen sich Perspektiven auf fremde Welten - kleinen und große - die sich wie durch fremde Augen gesehen präsentieren. Die Sammlung Ammann deckt den gesamten Bereich der Außenseiterkunst ab. Vertreten sind Werke psychisch Kranker, geistig Behinderter, von Gefängnisinsassen, spirituellen Medien und gesellschaftlichen Außenseitern. Ebenso sind Beispiele von bäuerlichen Naiven, der "klassischen" Art brut oder der Folk Art in der Sammlung vertreten. Die Werkliste glänzt mit berühmten Namen wie Wölfli, Walla, Schröder-Sonnenstern, Aloise oder Theo. Wirklich spannend jedoch sind die Neuentdeckungen von gegenwärtig arbeitenden Künstlern, die sich in der Sammlung Ammann machen lassen: Wer kennt schon außerhalb Finnlands die religiösen Fantasien eines Petri Martikainen oder die aus Schrottteilen zusammengebauten Tiere von Alpo Koivumäki? Wer hat schon Arbeiten gesehen von Gaston Teuscher, Michel Dave oder Melvin Way?
Heute umfasst die Sammlung Korine und Max E. Ammann über 5000 Werke aus allen Bereichen der Außenseiterkunst. Die Ausstellung setzt sich das Ziel, mit einer Auswahl von rund 350 Schlüsselarbeiten von etwa 100 Künstlerinnen und Künstlern aus der Sammlung die Vielfalt und die Eigenheiten der unter diesem Begriff zusammengefassten Phänomene sichtbar zu machen. Ausgehend vom Kunstmuseum Thurgau, wird sie durch zahlreiche Museen in ganz Europa wandern. Begleitend ist im Benteli Verlag Bern ein hochwertiger Katalog mit ausführlichem Bildteil, Biografien der Künstlerinnen und Künstler sowie zwei Texten zur Außenseiterkunst erschienen.