16.09.2007 - 04.11.2007
Der 1971 in Leipzig geborene Jan Wawrzyniak ist ein Zeichner, die Linie und das clair-obscur der schwarzen Kohle auf hellem Grund sind heute sein Metier. Zeichnete er anfangs mit allem, was er in die Hände bekam – Bitumen, Dispersion, Schellack, Beize, Grafit etc. –, so reduzierte er seit Ende 2002 seine Bildmittel radikal auf die Verwendung von Kohle, linear wie flächig, auf grundierter Leinwand. Er selbst sieht diesen Prozess als notwendige Filterung und Möglichkeit der Sammlung: »eine Art Klausur, die nicht mehr wegzudenken ist«. Seine aktuellen Leinwände zeigen häufig leere Innenräume, ungewöhnlich angeschnitten, mit gebrochener Perspektive bzw. in multiperspektivisch-linearer Konstruktion, welche die Raumorientierung der Betrachter irritieren. Auf anderen Bildern versperren wuchtige Balkenkonstruktionen den Weg der Augen in die Tiefe des virtuellen Bildraumes. Die Einzelbilder nehmen Bezug aufeinander, suggerieren Abfolgen, Entwicklungen. Tatsächlich sind es grundlegende Wirkungsmodi der Zeichnung, derer sich Wawrzyniak immer wieder zu vergewissern scheint: räumliche Erscheinung, Verhältnis von Linie und Fläche, lineare Richtungsbezüge, Vernetzungen und Überscheidungen, Hell-Dunkel-Verläufe und entsprechende kompositorische Gewichtungen oder das Verhältnis von An- und Abwesenheit, Fülle und Leere im Einsatz der Bildmittel. Doch Gewissheit stellt sich nie ein – vielmehr entführt Wawrzyniak sich und die Betrachter in fragliche Zustände der Schwebe, der gefährdeten Balancen, der Irritation von Seheindrücken, die als Deutungsmuster auf menschliches Empfinden und existenzielle Situationen bezogen werden können.