05.02.2012 - 09.04.2012
Erstmals in Deutschland präsentiert die Kunsthalle Erfurt in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Silke Opitz eine umfangreiche Einzelausstellung von Pilvi Takala. Die 1981 in Helsinki geborene Künstlerin lebt derzeit in Amsterdam und Istanbul. Mit ihren Arbeiten hat sie in den letzten Jahren an bedeutenden internationalen Ausstellungen teilgenommen. Takala wurde 2011 mit dem renommierten Prix de Rome der Rijksakademie Amsterdam ausgezeichnet. Zudem gewann sie den Förderpreis der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der nun maßgeblich dazu beiträgt, die Erfurter Ausstellung sowie die begleitend erscheinende erste Werkmonografie der Künstlerin zu realisieren.
Takala befasst sich in ihren Videos, Installationen und Buchprojekten mit der Konstitution und den Grenzen von gesellschaftlichen Gruppen. Im Rahmen ihrer Interventionen im (halb-) öffentlichen Raum setzen sich die Künstlerin oder von ihr beauftragte Personen diesen Gemeinschaften einschließlich deren Regeln und Codes aus. Sie mischen sich unter die Menschen, die jene Gruppen in Behörden und Institutionen, aber auch im Alltag repräsentieren, so etwa in der Amsterdamer Straßenbahn, in einem Kaufhaus in Helsinki, in einer Schule in Glasgow, im Disneyland Paris oder im Europäischen Parlament in Brüssel. Takala und ihre Mitarbeiter agieren dabei mehr oder minder deutlich als "Fremde", die sich nur bedingt systemkonform verhalten. Durch ihre Anwesenheit verursachen sie gruppendynamische Prozesse, welche die Künstlerin mittels (versteckter) Videokamera aufzeichnet. Ohne zu werten, macht Takala auf diese Weise "Insider-Strukturen" und systemimmanente Abläufe sichtbar. Sie zeigt, was nötig ist, um jenen Gemeinschaften anzugehören und wie wenig schon ausreicht, um von ihnen ausgeschlossen zu sein. In diesem Sinne ist auch der Ausstellungstitel zu verstehen, der ein Zitat aus Godfather/Der Pate bzw. The Sopranos/Die Sopranos darstellt, wobei in diesen Filmen Strukturen und Codices der Mafia als Extrembeispiel einer sozialen Gruppe thematisiert werden.
Takalas subversive Strategie der Unterwanderung "fremder" gesellschaftlicher Bereiche vermittelt keine eindeutige oder gar ausdrücklich politische Botschaft, sondern überlässt es dem Betrachter, zu reflektieren und eventuell zu werten. Ihre Interventionen haben immer eine Neben- und Nachwirkung, und zwar nicht nur auf die Ausstellungsbesucher, welche die nachfolgend realisierten Videos/Installationen im Kunstbetrieb sehen. Auch die unmittelbar an den Aktionen und Performances (un-) bewusst Beteiligten reagieren auf Takalas Interventionen. Mittels ihrer subtilen Konfrontationen nimmt die Künstlerin tatsächlich Einfluss auf die Realität.