08.05.2011 - 17.07.2011
Die Wendung "Rom sehen und sterben" ist ein so genanntes geflügeltes Wort, das als Ausdruck starker Begeisterung gilt: Sinngemäß bedeutet es, dass man nichts mehr brauche (und beruhigt auch sterben könne), wenn man diese Stadt erst einmal gesehen habe. Aus dieser ursprünglich auf Neapel gemünzten Wendung ist in unserem Zusammenhang vor allem das "sehen" interessant, denn es bezeichnet eine Besucher- und Betrachterhaltung - also eine ästhetisch verfasste Position - zum bewunderten Gegenstand. Rom war schon sehr lange eine Stadt, auf die sich zahlreiche positive Projektionen richteten, was sich sowohl aus ihrer exponierten Rolle in der antiken Welt als auch aus derjenigen als Sitz des "Heiligen Stuhls" ergab. So war die Stadt seit jeher ein bedeutender Anziehungspunkt für Reisende - ob sie als Pilger kamen und die römischen Wallfahrtskirchen besuchten, als geistliche Amtsträger auf dem Weg in den Vatikan (bzw., wie Martin Luther, zu seinem Ordensgeneral) oder ob sie als "Cavaliere" auf der Grand Tour waren, der gesellschaftlich angesehenen Bildungsreise zu den Quellen der eigenen Kultur. An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert unternahmen diese Reise auch zahlreiche Maler und Schriftsteller - nicht zuletzt Johann Wolfgang Goethe. Das Bild wandelte sich grundlegend an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als nicht mehr in Rom, sondern in Paris der künstlerische Puls der Zeit schlug. Daran änderten auch die Stipendien der Villa Massimo ab 1914 nichts mehr. Die Künstler der Moderne hatten überwiegend ein distanziertes Verhältnis zu den Inhalten der klassischen Bildung - wie auch zu ihren Wallfahrtsstätten. Rom als Ort der positiven wie negativen Projektion all jener, die von außen, als Reisende, auf sie sahen und sehen, von den Zeiten der Romreise Luthers bis in die Gegenwart - dieser besonderen Perspektive auf die Ewige Stadt widmet sich die Ausstellung in mehreren thematischen Kapiteln.